Umfrage und Expertenrat

Die kleinen Geschwister in die Kita, wenn die Großen Ferien haben – unfair oder okay?

Wir haben uns in unserer Community umgehört: Schickt ihr eure Kleinen zur Kita, wenn die Schulkinder Ferien haben? Oder ist das ungerecht? Eine Familienberaterin nimmt Sorgen.

Ist das Kind im Kindergarten unglücklich, sind es die Eltern auch. Unter Umständen kann es helfen, die Kita zu wechseln. © Getty Images/Image taken by Mayte Torres
Wenn die Großen Schulferien haben, kann man die Kleinen dann guten Gewissens in die Kita bringen? 

Sobald die ältesten Geschwister in die Schule kommen, beginnt das Ferien-Game. Plötzlich müssen rund zwölf Wochen im Jahr betreut werden, bei irgendwas zwischen 20 bis 30 Tagen Urlaub, die auf dem Arbeitsmarkt so üblich sind. Das allein reicht doch schon als Herausforderung für uns Eltern, oder? Hinzu schleicht sich dann aber manchmal noch das schlechte Gewissen, wenn wir die Kleineren weiterhin in die Kita schicken, wenn die Älteren bereits ihren ersten Ferientag genießen. Sorgt das nicht für Ungerechtigkeit unter Geschwistern?

Wir wollten in einer Facebook-Umfrage von euch wissen, wie ihr das so handhabt mit den Ferienzeiten eurer Großen und Kleinen? Und haben außerdem bei Familiencoach Julia Mensing um Rat gefragt.

Die Facebook-Umfrage:

Bei diesem Thema gibt es recht unterschiedliche Herangehensweisen und Meinungen, die sich grob in drei Richtungen unterteilen lassen: 

  1. Die Kleinen gehen auch in den Ferien in die Kita, z.B. bedingt durch fehlende Urlaubstage der Eltern oder den Anspruch auf Exklusivzeit mit einzelnen Geschwistern.
  2. Das flexible Modell: Heute mal Kita, morgen dann zu Hause. Das Kind entscheidet mit.
  3. Gleiches Ferien-Recht für alle Geschwister, ob Kita- oder Schulkind.

#1 Die Kleinen gehen auch in den Ferien in die Kita

"Da wir arbeiten müssen und bloß zwei Wochen Urlaub haben, bleiben die Großen zu Hause (11 & 14) und die Kleine (6) geht in die Kita – die Großen teilweise sogar in die Ferienfreizeit", berichtet Dreifachmama Sarah in unseren Facebook-Kommentaren. Ihr ergeht es so wie vielen anderen arbeitenden Eltern. 

Nicht wenige Mütter erzählen auch von der Chance auf Exklusivzeit mit ihren Großen in den Ferien, so wie Facebook-Userin Rajana: "Mein Kleiner geht trotzdem, damit die Große auch mal Zeit mit Mama alleine hat. Dafür hat der Kleine jeden Tag Zeit mit mir alleine, weil die Große erst um 17 Uhr nach Hause kommt."

Bei Leserin Indra wird es ähnlich gehandhabt: "Ich bringe meinen Kleinen immer in die Krippe, dann hat die große Mama-Zeit"

Aber nicht nur arbeitsbedingt oder der Exlusivzeit zuliebe sollte die Kita weiterhin besucht werden, findet Mama Karolin. Sie betont einen weiteren Punkt: "Gerade bei kleinen Kindern sollte man sie nicht die kompletten sechs Wochen rausnehmen, damit man mit der Eingewöhnung nicht wieder neu starten muss."

#2 Das flexible Modell

Den Mittelweg gehen, auch eine Option, auf die viele Haushalte während der Ferienzeit setzen: Heute so, morgen so. In den Ferien darf die Routine auch mal Routine sein. Vielleicht sogar die Kleinen mal selbst entscheiden lassen, ob sie zur Kita möchten oder nicht, wenn ohnehin Urlaub eingereicht wurde!? Wie bei Leserin Kerstin daheim: "Oft möchte der Kleine dennoch. Aber es gibt auch Tage, wo wir dann alle etwas unternehmen oder auch mal faul sind. Also nach Lust und Laune." Bei so einigen Eltern dürfen sich deren Kita-Kinder in der Ferienzeit aussuchen, ob sie morgens gehen möchten oder eben nicht. 

#3 Gleiches Recht für alle

Viele Familien setzen aber auch auf komplette Gleichbehandlung: Alle Geschwister sollen gemeinsam Ferien haben, ob in der Kita oder in der Schule. Das ist verständlicherweise nur möglich, wenn ein Elternteil nicht arbeiten muss, so flexible Arbeitszeiten vorhanden sind, dass die rund zwölf Wochen Schulferien gewuppt werden können oder andere Betreuungspersonen wie Oma und Opa einspringen.

Userin Tatjana befindet sich aktuell noch in Elternzeit und erzählt, dass auch ihre Jüngsten in den Schulferien meist zu Hause bleiben: "Wenn ich wieder arbeiten gehe, sieht es vermutlich anders aus. Ich fand es bisher aber einfacher, alle Kids zu Hause zu haben, da sie miteinander spielen."

Leserin Carolin findet: "Schule und Kita ist wie Arbeit, deswegen gleiches Recht für alle. Hat einer frei, haben alle frei, oder gar keiner." Der Plan für ihre zwei Kinder mit sechs Jahren Unterschied: "Wenn wir Urlaub haben in der Ferienzeit, sind der Große so wie die Kleine zu Hause sind. Ansonsten müssen beide in die Betreuung."

Mama Jane arbeitet an einer Schule und ist der Meinung: "Auch Kita-Kinder brauchen Ferien und Erholung."

Aber müssen wir uns jetzt ein schlechtes Gewissen einreden und dafür sorgen, dass alle Kinder in der Ferienzeit von Kita und Schule gleichermaßen befreit sind? 

Das sagt die Expertin:

Familienberaterin Julia Mensing beruhigt Eltern, die ihre Kinder auch in der Ferienzeit mal in die Kita schicken: 

"Wir dürfen nicht vergessen: Kinder lieben Routinen und haben oft gar kein Problem mit dem Gang zur Kita, wenn sie sich dort gut eingewöhnt und wohlaufgehoben fühlen und vor allem: Wenn wir selbst kein Problem daraus machen. Eine kindgerechte und souveräne Erklärung (Deine große Schwester/dein großer Bruder geht zur Schule und da gibt es dann die Sommerferien. Und wenn du bald in die Schule gehst, hast du die auch. Bis dahin kannst du noch in der Kita spielen.) kann helfen, genau wie Kompromisse zu finden, zum Beispiel das Kita-Kind auch mal früher abzuholen oder einen Tag rauszunehmen für einen gemeinsamen Freizeitpark-Ausflug.

Denn was bringt es uns mit allen Kinder zu Hause zu sein, wenn wir uns permanent im Rote-Ampel-Bereich bewegen, also völlig gestresst und schimpfend. Schöne Ferien? Fehlanzeige! Brauche ich mal einen Tag zum Durchatmen, auch wenn gerade eigentlich Urlaub ist, dann ist das auch für Mama und Papa wahnsinnig wichtig. Bedürfnisorientiert bedeutet die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu sehen, also auch die der Eltern. 

Und: Wir machen uns manchmal viel zu viel Druck, alle Kinder gleich stellen zu müssen. Dabei vergleichen sich Geschwister dann nur noch viel eher."