Magische Momente

Das Leben beginnt: Was Babys in den ersten Stunden nach der Geburt erleben

Die letzte Wehe ist überstanden, der erste Schrei des Neugeborenen erfüllt den Kreißsaal. Dann breitet sich Ruhe aus und ein ganz besonderer Zauber liegt in der Luft. Was wirklich in den ersten Stunden nach der Geburt passiert …

Ein neugeborenes Baby liegt auf dem Bauch seiner Mutter.© iStock/FatCamera
Die ersten Stunden nach der Geburt sind eine magische Zeit.

Kräftezerrende Stunden liegen hinter der Mutter (und auch dem Vater). Und dann ist er plötzlich da, der neue Mensch. Winzig klein, ein bisschen gräulich, schrumplig und blutverschmiert liegt er zum allerersten Mal auf dem Bauch seiner Mama und beginnt, sich auf der Welt zurechtzufinden. Und auch für die Mutter startet eine Zeit des Zurechtfindens. Neun Monate trägt sie ihr Baby im Bauch – und nun hält sie es plötzlich in ihren Armen. Glück und Erleichterung durchfluten sie, aber Hebammen wissen, dass sich frischgebackene Mamas oft auch erstmal leer und erschöpft fühlen. Es braucht Zeit, um zu begreifen, was gerade passiert ist.

Doch was passiert wirklich im Kreißsaal, wenn in den ersten Stunden nach einer Geburt für das Baby das Leben auf dieser Welt beginnt? 

Nach der Geburt beginnt das Bonding

Mit dem ersten Atemzug beginnt das Neugeborene, sich an die Außenwelt anzupassen. Wenn das Baby keine medizinische Behandlung braucht und auch die Mutter in einem guten Zustand ist, gehören die ersten Stunden nach der Geburt der Familie. Das Baby liegt nackt auf der Brust seiner Mama und wird mit warmen Tüchern zugedeckt. So hört es den Herzschlag, den es aus den letzten Monaten so gut kennt. Der Hautkontakt schützt vor Auskühlung, und das sogenannte Bonding ist meist ein ganz besonderer Moment für die Neu-Eltern.

Ist dieser Haut-auf-Haut-Kontakt wegen Komplikationen nicht direkt nach der Geburt möglich, lässt sich das Bonding später nachholen und sowieso auch in der folgenden Zeit ganz oft wiederholen.

Auch nach einem Kaiserschnitt darf die Mutter ihr Kind meist zumindest ein paar Minuten halten. Durch das Kuscheln wird die Bildung des Hormons Oxytocin angeregt – übrigens auch beim Vater. Es stärkt die Eltern-Kind-Bindung und fördert bei der Frau die Milchbildung.

Die Nabelschnur wird durchtrennt

Wann und wie die Nabelschnur durchtrennt wird, ist von Geburt zu Geburt unterschiedlich. Wenn kein Zeitdruck besteht, kann die Abnabelung in Ruhe vorbereitet werden, und oft darf die Begleitperson den bedeutungsvollen Schnitt selbst durchführen. Für viele frisch gebackene Papas ist es ein besonderer Moment, schließlich steht dieser Akt symbolisch für ein unabhängiges Leben.

Die erste Untersuchung

Kurz nach der Geburt erfolgt die U1, also die allererste Untersuchung des Babys durch einen Kinderarzt. Mit dem sogenannten Apgar-Test wird der Zustand des Babys überprüft. Gecheckt werden hierbei Atmung, Puls, Grundspannung der Muskulatur, Aussehen (Hautfarbe) und Reflexe. So wird festgestellt, ob das Kind die Geburt gut überstanden hat. Außerdem werden Gewicht, Länge und Kopfumfang vermessen. Zu guter Letzt wird dem Neugeborenen ein Tropfen Vitamin K verabreicht, der inneren Blutungen vorbeugen soll. Insgesamt dauert die Untersuchung nicht mehr als zehn Minuten, bevor das Kind zurück zu seiner Mutter darf.

Die Reflexe setzen ein

Babys kommen mit ausgeprägten Reflexen zur Welt und reagieren teilweise heftig auf die vielen Eindrücke, die nach der Geburt auf sie einprasseln. Schreien, Schlagen mit den Ärmchen und Wegdrehen des Köpfchens gehören dazu. Diese Reflexe sind für Ärzte und Hebammen ein guter Hinweis darauf, dass das Kind gesund ist. Um das Neugeborene nicht zu überfordern, wird in den meisten Kreißsälen das Licht gedämpft und für eine ruhige Atmosphäre gesorgt. Auch intensive Gerüche und hektisches Herumlaufen sollten vermieden werden.

Die erste Milch

Die paradiesische Zeit, in der das Baby im Bauch ganz ohne Mühe ständig mit Essen und Nährstoffen versorgt war, ist nun vorbei. Mit dem Durchtrennen der Nabelschnur ist die Verbindung zur Plazenta gekappt. Nun muss das Neugeborene zum ersten Mal selbst trinken. Innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt beginnen Babys meist damit, zu schmatzen und ihre Zunge herauszustrecken. Ein Zeichen, dass es hungrig. Durch ihren angeborenen Suchreflex bewegen sie sich selbstständig in Richtung der Brust, um dort anzudocken und die erste Milch, das sogenannte Kolostrum, zu trinken. Das erste Stillen (wenn gewünscht) sollte als am besten noch im Kreißsaal stattfinden.

Erst danach geht es für Mutter und Kind ins Zimmer auf der Wöchnerinnenstation – der erste Weg in ein gemeinsames Leben.

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