
Verstopfte Nase. Kopfdröhnen. Und ein fieser Husten obendrauf. Bei einer Erkältung freuen die meisten sich über eine wohlig warme Wanne. Doch ist ein Erkältungsbad auch in der Schwangerschaft harmlos? Darüber haben wir mit Markus Haist, einem niedergelassenen Frauenarzt aus Pforzheim und 2. Vorsitzenden des Berufsverbands der Frauenärzte (BVF) gesprochen.
Baden in der Schwangerschaft ist grundsätzlich kein Problem!
"Baden kann während der gesamten Schwangerschaft genossen werden, wenn man auch früher gerne gebadet hat", betont der Gynäkologe Markus Haist. Er weist aber auf einige Vorsichtsmaßnahmen hin, die man beachten sollte, denn der Körper einer Schwangeren stellt sich um, hat ein Herz-Kreislauf-System, das zwei Menschen versorgt und auf Hochtouren arbeitet: "Ein warmes Bad kann zur Entspannung beitragen, Leichtigkeit verschaffen, Verspannungen lindern und das Wohlbefinden fördern. Es spricht also erst mal nichts dagegen. Schwangere sollten allerdings nicht zu heiß und nicht zu lange baden, um den Kreislauf nicht zu überanstrengen. Ein Bad zwischen 33 und 37 Grad bzw. 10 bis 20 Minuten ist ideal."
Ergo: Wer im schwangeren Zustand zu heiß und lange badet, kann im äußersten Fall Schwindel oder Schwächeanfälle provozieren.
Allein im Haus? Dann lieber nicht baden während der Schwangerschaft ...
Tipp: Der Experte rät dazu, eine vertraute Person in der Nähe zu wissen, die beim Aussteigen helfen kann, insbesondere bei größerem Bauch. Denn: je fortgeschrittener die Schwangerschaft, desto schwieriger der Ein- und Ausstieg.
Erkältungsbad in der Schwangerschaft – auch bei Fieber?
Wir haben also gelernt: Baden ist in der Schwangerschaft generell okay. Aber wie sieht es bei einer Erkältung aus? Wenn sich eine Schwangere einen Schnupfen oder Husten eingefangen hat, kann sie genauso selbstverständlich und unter den oben genannten Bedingungen ein Bad genießen. Es kann sogar verspannte Muskeln lockern und die Nase befreien. Aber sobald Fieber oder andere akute Symptome eines starken grippalen Infekts hinzukommen, sollte sich die werdende Mama lieber im Bett ausruhen.
Markus Haist empfiehlt aus ärztlicher Sicht: "Bei Fieber sollte auf das Bad erst mal verzichtet werden. Der Körper ist dadurch bereits belastet, und ein Bad könnte die Körpertemperatur zusätzlich erhöhen, was bei Fieber vermieden werden sollte." Außerdem rät der Gynäkologe dazu, bei der behandelnden Frauenärztin oder dem Frauenarzt vorbeizuschauen, um etwaige risikobehaftete Infektionen (Cytomegalovirus, Grippe ...) auszuschließen.
Dürfen Schwangere einen Erkältungsbadezusatz verwenden?
"Bestimmte Badezusätze können bei Erkältungen wohltuend sein und dazu beitragen, die Atemwege zu befreien. Doch während der Schwangerschaft ist bei einigen ätherischen Ölen Vorsicht geboten", weiß unser Experte. "Eukalyptus, Menthol, Kampfer, Thymian und Minze sind zum Beispiel für viele Menschen angenehm, sollten aber in der Schwangerschaft, wenn überhaupt, nur sparsam eingesetzt werden. Starke ätherische Öle wie Rosmarin, Zimt oder Wacholder sollten ganz vermieden werden, da sie eine durchblutungsfördernde oder kontraktionsfördernde (also wehenauslösende) Wirkung haben können."
Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Schwangere lieber milde, unbedenkliche Badezusätze verwenden – ohne ätherische Öle! Selbst ein Bad ganz ohne Zusätze kann wohltuend wirken. Allein die Wärme und der Dampf können bei Erkältungssymptomen lindernd sein.
Es kann hilfreich sein, mit der behandelnden Frauenärztin, dem Frauenarzt bzw. mit einer erfahrenen Hebamme abzusprechen, was genau ihr in eurer Schwangerschaft beachten solltet.
Wichtig für Mamas nach der Geburt: Neugeborene und Babys sollten nicht in Kontakt mit bestimmten ätherischen Ölen kommen. Es droht Atemnot. Welche das genau sind, lest ihr in unserem Artikel über Babys und ätherische Öle.
Kann ein (Erkältungs-)Bad wehenfördernd wirken?
Wenn die bereits genannten Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden (nicht zu heiß, nicht zu lange, keine ätherischen Öle!) wirken warme Bäder bei Erkältungen in der Regel nicht wehenfördernd und können sogar entspannend für die Schwangere sein. Vor Ölen, die die Durchblutung anregen, warnt der Gynäkologe: Rosmarin, Zimt, Wachholder, Thymian oder Pfefferminze sollten in der Schwangerschaft am besten tabu sein.
Übrigens: "Wenn im letzten Schwangerschaftsdrittel Übungswehen, im Fachjargon Braxton Hicks-Kontraktionen, auftreten, dann wird häufig als Tipp gegeben, dass man diese Kontraktionen im warmen Bad testen kann. Denn: Übungswehen gehen im warmen Wasser normalerweise weg, echte Wehen bleiben bestehen. Unsicherheiten, oder auftretende Wehen – gerade vor der 37. Schwangerschaftswoche – sollten immer bei Frauenärztin oder Frauenarzt abgeklärt werden."
Markus Haist ist niedergelassener Frauenarzt aus Pforzheim und 2. Vorsitzender des BVF (Berufsverband der Frauenärzte e. V.).