Risiken

Sicherer Verzehr von Leinsamen in der Schwangerschaft: Was ihr wissen müsst

Ob im Brot, als Müsli-Topping oder als Öl: Leinsamen sind reich an Nährstoffen und bieten viele Vorteile, doch ist ihr Verzehr während der Schwangerschaft sicher?

Leinsamen in der Schwangerschaft sind nicht immer eine gute Idee. © iStock/ollo
Leinsamen in der Schwangerschaft – ein Risiko?

Leinsamen (auch: Flachsamen) gelten als Superfood – nicht zuletzt aufgrund ihres hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen und Lignanen. Die gesunden Samen dienen oft der Verbesserung der Verdauungsgesundheit oder der Senkung des Cholesterinspiegels. Doch sie können auch aus anderen gesundheitlichen Gründen Verwendung finden. In der Schwangerschaft ändern sich die Ernährungsbedürfnisse und -empfehlungen: Deshalb fragt auch ihr euch als werdende Mütter vielleicht, ob der Verzehr von Leinsamen weiterhin sicher ist.

Leinsamen in der Schwangerschaft: Ihre Vorteile für schwangere Frauen

Leinsamen können auch während der Schwangerschaft einen Mehrwert liefern. Die Omega-3-Fettsäuren – insbesondere die Alpha-Linolensäure (ALA) – sind essenziell für die Entwicklung des fetalen Gehirns sowie der Augen. Außerdem können die enthaltenen Ballaststoffe helfen, häufig auftretenden Verdauungsproblemen wie Verstopfung vorzubeugen. Bei Schwangeren absolut keine Seltenheit!

Ernährungsexpertin Misava Macamo, examinierte Diätassistentin (B. Sc. Diätetik), Frauen-Coach und Autorin des Buches "Blooming Mom" stimmt dem zu und fasst die Vorteile von Leinsamen so zusammen: "Leinsamen sind reich an verschiedenen Nährstoffen und haben viele gesundheitliche Vorteile:

  • Ballaststoffe: Leinsamen stellen eine ausgezeichnete Quelle für lösliche und unlösliche Ballaststoffe dar. Sie fördern die Verdauung und unterstützen die Darmgesundheit.
  • Omega-3-Fettsäuren: Leinsamen enthalten Alpha-Linolensäure (ALA), eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure mit entzündungshemmenden Eigenschaften. Sie kann ebenso die Herzgesundheit fördern.
  • Antioxidantien: Leinsamen enthalten Phytochemikalien wie Lignane, die starke antioxidative Eigenschaften haben und helfen können, Zellschäden durch freie Radikale zu bekämpfen."

Leinsamen im Vergleich zu anderen Omega-3-Fettsäure-Quellen

Leinsamen sind eine pflanzliche Quelle von Omega-3-Fettsäuren. Doch es gibt auch tierische Quellen wie etwa Fischöl, das DHA und EPA enthält. Das sind zwei Omega-3-Fettsäuren, die direkt vom Körper umgewandelt werden können. Für Schwangere, die ihren Omega-3-Bedarf decken möchten, aber auf den Verzehr von Fisch verzichten wollen, können Leinsamen in ihren Speiseplan aufnehmen. ABER: Beachtet dabei, dass der Körper ALA erst in DHA und EPA umwandeln muss.

Darf man Leinsamen in der Schwangerschaft essen?

"In der Regel können Leinsamen während der Schwangerschaft in Maßen konsumiert werden", sagt Misava Macomo. Die Ernährungswissenschaftlerin rät allerdings zu nicht mehr als 20 Gramm Leinsamen pro Tag. Nicht nur bei Verstopfung können Leinsamen in der Schwangerschaft hilfreich sein, nein, auch bei Sodbrennen. Ein weiteres verbreitetes Schwangerschaftsleiden – spätestens im 3. Trimester. Leinsamen gelten (auch unter Ärzten und Hebammen) als besonders sanftes Hausmittel gegen beide Beschwerden.

Schwangere Frauen sollten vor dem Verzehr von Leinsamen Folgendes beachten:

  • Hydratation: "Leinsamen sind reich an Ballaststoffen, daher ist es wichtig, ausreichend Wasser zu trinken, um die Verdauung zu fördern und Verstopfung zu vermeiden", rät die Expertin.
  • Übermäßiger Verzehr vermeiden: "Ein übermäßiger Verzehr von Leinsamen kann zu Blähungen und Verdauungsbeschwerden führen", so Macamo. Also lieber nicht übertreiben. 
  • Aufgebrochene Leinsamen bevorzugen: Habt ihr es gewusst? "Leinsamen sollten vor dem Verzehr gemahlen oder aufgebrochen werden, um die Aufnahme von Nährstoffen zu erleichtern. Ganze Leinsamen können unverdaut den Darm passieren."

Der Verzehr von Leinsamen in der Schwangerschaft birgt auch Risiken

Trotz ihrer gesundheitlichen Vorteile gibt es auch einige Bedenken bezüglich des Verzehrs von Leinsamen während der Schwangerschaft. Der Hauptgrund ist der Gehalt an Phytoöstrogenen, insbesondere Lignanen. Sie können nämlich eine östrogenähnliche Wirkung im Körper einnehmen. Diese Substanzen können unter Umständen den Hormonhaushalt beeinflussen und möglicherweise Auswirkungen auf die Schwangerschaft haben. Doch die Forschung ist sich in diesem Bereich noch nicht sicher, moderate Mengen an Leinsamen gelten im Allgemeinen als sicher.

Umstritten: Lösen Leinsamen wirklich Wehen aus?

Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass der Verzehr von Leinsamen tatsächlich Wehen auslöst. Immer wieder hört man von Warnungen: Von einem regelmäßigen Verzehr vor Abschluss der 34. SSW wird oft abgeraten. Doch ob es sich um eine berechtigte Sorge handelt, ist noch unklar. "Einige Frauen nehmen jedoch während der Schwangerschaft Abführmittel oder Nahrungsmittel mit abführender Wirkung ein, um Wehen zu stimulieren", sagt die Expertin. "Es gibt jedoch keine ausreichenden Beweise dafür, dass dies wirksam ist, und der Verzehr großer Mengen Leinsamen könnte sogar zu Verdauungsbeschwerden führen."

Geburtsbeschleunigung durch Leinsamen – möglich oder unmöglich?

Viele Mediziner und Hebammen sind davon überzeugt, dass Leinsamen den Entbindungsvorgang beschleunigen können – wissenschaftliche Belege dafür gibt es aber meistens nicht:

  • Vereinfachung der Geburt: Leinsamen können die Schleimproduktion in der Scheide anregen – je mehr Schleim, desto schneller kann das Baby herausgleiten. So lasse sich die nervenaufreibende Austreibungsphase verkürzen.
  • Anregung der Gebärmutter: In gequollenem Zustand üben Leinsamen einen gewissen Druck auf die Darmwand aus. So bekommt die Gebärmutter eine Art Massage, sie kann den Beginn der Geburt begünstigen.
  • Probleme bei der Verdauung: Wer in der Schwangerschaft unter Verdauungsproblemen leidet, kann zu Leinsamen greifen. Sie wirken verdauungsfördernd und können helfen.

Wie bereits erwähnt gilt der Verzehr von Leinsamen aufgrund der nachgesagten wehenanregenden Wirkung als eher umstritten. Aus diesem Grund wird Schwangeren oftmals dazu geraten, ab der 35. SSW jeden Tag ein bis zwei Esslöffel Leinsamen einzunehmen. Hebammen raten wirklich erst ab der 35. SSW dazu, um das Frühgeburtsrisiko zu minimieren. Dazu sollte jedoch immer ein großes Glas Wasser getrunken werden. In Leinöl liegen die Lignane konzentrierter vor – darauf also lieber verzichten!

Was ist mit Leinöl – dürfen Schwangere das zu sich nehmen?

Verzichten auf zu große Mengen. "Leinöl ist reich an Omega-3-Fettsäuren und anderen gesundheitlichen Vorteilen, ähnlich wie Leinsamen. In Maßen konsumiert, kann Leinöl während der Schwangerschaft sicher sein und dazu beitragen, die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren zu erhöhen. Wie bei Leinsamen sollten schwangere Frauen jedoch sicherstellen, dass das Leinöl frisch ist und in Maßen konsumiert wird", rät Misava Macamo. 

Leinsamen – sind sie in der Schwangerschaft gefährlich?

Nicht bloß die potenzielle wehenfördernde Wirkung sowie das damit in Verbindung stehende Frühgeburtsrisiko kann Schwangeren Probleme machen. In den USA rät sogar das "National Center for Complementary and Integrative Health" vom Verzehr von Leinsamen ab. Hierzulande sieht es etwas anders aus, aber es gibt offizielle Verzehrempfehlungen:

  • Aufgrund der enthaltenen Blausäure sowie der Belastung des Schwermetalls Cadmium solltet ihr die Verzehrempfehlung von maximal 15 Gramm Leinsamen pro Tag (das entspricht etwa zwei gestrichenen Esslöffeln) aus Vorsicht nicht überschreiten. Dazu rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Leinsamen in der Schwangerschaft: In Maßen okay

Die Expertin sagt dazu: "Leinsamen enthalten Cyanogene Glycoside, die bei der Verdauung Spuren von Blausäure freisetzen können. In kleinen Mengen ist dies normalerweise unbedenklich." Das Risiko einer Blausäurevergiftung durch den Verzehr von Leinsamen sei äußerst gering, insbesondere wenn sie in Maßen konsumiert werden. "Schwangere Frauen können Leinsamen sicher essen, solange sie auf eine ausgewogene Ernährung achten und ihren Verzehr kontrollieren."

Sicherheitshinweise für den Konsum von Leinsamen

Beim Verzehr von Leinsamen solltet ihr (ob schwanger oder nicht) einige Sicherheitshinweise beachten. Zum einen sollten Leinsamen immer frisch gemahlen oder in einer stabilen, versiegelten Verpackung gekauft werden, denn die Öle in den Samen können schnell ranzig werden. Ebenso ist es ratsam, Leinsamenprodukte zu wählen, die frei von Schadstoffen sind, da Schwangere besonders empfindlich auf Kontaminanten (Stoffe, die einem Lebensmittel nicht absichtlich hinzugefügt werden) reagieren können.

Leinsamen in der Schwangerschaft: Interaktion mit Medikamenten und besonderen Gesundheitszuständen

Ebenfalls ist es wichtig zu erwähnen, dass Leinsamen mit bestimmten Medikamenten Wechselwirkungen besitzen können. Schwangere Frauen, die Blutverdünner oder andere Medikamente einnehmen, sollten vor dem Verzehr von Leinsamen unbedingt mit ihrem Arzt sprechen. Auch bei etwa Hormonstörungen oder bestimmten Krebsarten sollte bezüglich des Konsums von Leinsamen mit einem Mediziner Rücksprache gehalten werden.