Ein kleiner Junge sitzt in der Badewanne und kneift die Augen zusammen. © iStock/romrodinka

Vor ein paar Wochen planschten die Kleinen noch vergnügt in der Badewanne. Doch plötzlich ist die Begeisterung verschwunden – mit Händen und Füßen wehren sie sich dagegen gebadet zu werden. Dieses Szenario kennen vermutlich fast alle Eltern. Und fragen sich dann: Haben wir irgendetwas falsch gemacht? War das Wasser zu kalt oder zu heiß? Brennt das Shampoo in den Augen? 

Wenn das Kleinkind plötzlich nicht mehr baden will

"Es muss gar keine derartigen Auslöser geben", erklärt Verhaltensbiologin Dr. Gabriele Haug-Schnabel. "Und es ist auch kein purer Trotz, der sich hier austobt. Mit der Entdeckung des eigenen Willens hat es aber schon zu tun.Die Kleinen lernen nämlich jetzt: Manche Dinge kann ich nicht beeinflussen, die tun etwas mit mir, was ich nicht verhindern kann. Und das macht ihnen Angst." 

Neben Wasser gehören auch Feuer und Wind zu den "unheimlichen" Elementen. Deshalb schreien manche Kleinkinder los, wenn ihnen z. B. überraschend starker Wind ins Gesicht bläst oder Erwachsene einen Grill anzünden. Oder aber, wenn sie in eine Badewanne voll Wasser gesetzt werden. Diese Phase setzt meistens zwischen 18 Monaten zwei Jahren ein. Wenn Eltern ihre Kinder beim Baden dann noch festhalten, wird das Gefühl der Wehrlosigkeit zusätzlich verstärkt. 

Kinder bitte nicht zum Baden zwingen

Viel ändern lässt sich an dieser Situation nicht. Eltern sollten diese Phase möglichst entspannt begleiten und ihr Kind keinesfalls zum Baden zwingen. "Eltern können in der Badewanne am besten das Spielen und Entspannen betonen und das Waschen zurückstellen", schlägt Dr. Haug-Schnabel vor. Es kann auch helfen, wenn Eltern sich zusammen mit ihren Kindern in die Wanne setzen, um Sicherheit zu demonstrieren. "Wenn die Eltern kein Drama daraus machen, gibt sich die Panik vor dem Baden bald wieder von selbst", erklärt die Verhaltensbiologin.

Hilfreiche Tipps, wenn das Kind nicht baden will

Wasser zusammen erforschen
Taucht zuerst eure eigenen Hände und Füße in eine Schale mit lauwarmen Wasser und zeigt eurem Baby so, dass Wasser nichts Schlimmes ist. Aus reiner Neugier wird es dann auch das Wasser erforschen wollen. 
Badeeimer oder Babywanne nutzen
Eine große Wanne mit viel Wasser kann für kleine Kinder angsteinflößend sein. Nutzt stattdessen lieber eine kleine Babywanne oder einen Badeeimer. Die Begrenzung gibt Sicherheit. 
Augenkontakt halten
Zeigt eurem Kind durch Augenkontakt, dass ihr 100-prozentig da seid. So gebt ihr ihm das Vertrauen, um auch eine ängstliche Situation zu meistern. 
Lieblingsspielzeug mit ins Wasser nehmen
Ablenkung funktioniert häufig gut. Denn wo der Spaß beginnt, hört die Angst auf. 
Augen vor Wasser schützen
Viele Kinder mögen es nicht, wenn sie Wasser in die Augen bekommen. Ein Waschlappen auf der Stirn kann Abhilfe schaffen. 

Katzenwäsche statt Badewanne

Wenn alle Tricks (erstmal) nicht helfen, besteht immer noch die Möglichkeit, das Kind regelmäßig mit einem Waschlappen sauber zu machen. Ein Schälchen mit Wasser und Seife für die Katzenwäsche ist eine gute Alternative, um die Zeit zu überbrücken, bis das Kind wieder gern in die Badewanne geht. 

Bis es soweit ist, hilft laut der renommierten Kinderpsychologin Dr. Becky Kennedy vor allem ganz viel Geduld und Verständnis. Selbst wenn Eltern die plötzliche Abneigung gegen Wasser nicht nachvollziehen können, sei Empathie nun die beste Lösung: "Irgendetwas am Baden gefällt dir nicht. Das glaube ich dir." Wenn das Kind spürt, dass die Eltern keinen Druck machen und ihm Zeit geben, sich wieder ans Baden zu gewöhnen, platzt der Knoten meist schon bald von ganz allein.

Noch mehr Tipps, wir ihr eurem Kind möglichst einfach die Haare waschen könnt, haben wir im folgenden Artikel für euch zusammengefasst >>>