
Bekki Hockmans Weg zum Wunschkind war lang und steinig. "Ich hatte über 20 Jahre lang versucht, schwanger zu werden", erzählt die US-Amerikanerin gegenüber "Huffington Post". Sie erlitt mehrere Fehlgeburten und fehlgeschlagene künstliche Befruchtungen, musste sich immer wieder Operationen unterziehen.
Ihre Tochter Mira kam schließlich durch eine Leihmutter zur Welt. Bekkis Patentochter bot an, das Kind für sie auszutragen und wurde direkt beim ersten Versuch schwanger.
Die kleine Mira ist heute vier Jahre alt – und Bekki stillt sie immer noch. Und das, obwohl sie niemals selbst ein Kind zur Welt gebracht hat. Wie ist das möglich?
Relaktation ist vielen noch immer unbekannt
"Ich wusste schon immer, dass ich meine Kinder stillen möchte. Ich hätte nur nie gedacht, dass ich Probleme haben würde, schwanger zu werden", so Bekki.
In den Monaten, in denen sie auf die Geburt ihrer Tochter wartete, informierte sie sich in verschiedenen Facebook-Gruppen über das Thema Relaktation.
"Ich war die erste Person in der über 50-jährigen Geschichte meiner Kinderwunschklinik, die eine Laktation einleitete. Sie wussten nicht einmal, dass es möglich ist", sagt sie.
Als Mira per Kaiserschnitt geboren wurde, wartete Bekki im Krankenhaus darauf, ihre Tochter zum ersten Mal im Arm halten zu dürfen. Dann geschah das Verblüffende: Nur eine halbe Stunde nach ihrer Geburt lag das Kind an ihrer Brust.
"Mit ihrer Hand hielt sie meinen kleinen Finger, dockte an meiner Brust an und fing an zu saugen", erinnerte sich Bekki. Der Augenblick war so emotional, dass sie die Tränen nicht zurückhalten konnte. "In diesem Moment fühlte ich mich wie eine Mutter."
Inzwischen unterstützt Bekki Hockman andere Mütter dabei, die ebenfalls ein adoptiertes oder ein durch eine Leihmutter ausgetragenes Kind stillen möchten. In einer Facebook-Gruppe steht sie betroffenen Frauen mit Rat und Tat zur Seite.
Relaktation: Wie funktioniert es?
Die Milchbildung lässt sich auch ohne vorherige Geburt anregen – meist durch eine Kombination aus Abpumpen, speziellen Kräutermischungen und Medikamenten.
Bei Bekki Hockman klappte es dank der Einnahme der Antibabypille und einem Präparat namens Domperidon, das eigentlich gegen Übelkeit eingesetzt wird. Domperidon hat die Nebenwirkung, dass es die Muttermilchproduktion erhöht, und kann auch in Deutschland von Stillberaterinnen verschrieben werden. Es ist ratsam, bereits sechs Monate vor Entbindungstermin mit der Einnahme der Medikamente zu beginnen.
Bekki rät den Frauen, sechs Wochen vor der Geburt anzufangen, alle drei Stunden Milch abzupumpen. Auch pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel können unterstützend wirken.
Stillen tut Mama und Baby gut
"Es ist ungewöhnlich, dass Frauen, die die Laktation einleiten, genug Milch produzieren, um die Bedürfnisse des Babys vollständig zu decken", so Stillberaterin Alissa Schnell.
Für viele Frauen, die selbst kein Kind zur Welt bringen konnten, kann das Stillen jedoch heilsam für die Seele sein. "Viele Eltern berichten, dass es ihnen geholfen hat, Frieden mit ihrer Unfruchtbarkeit zu schließen", sagt sie.
Außerdem könne das Stillen die Beziehung zum Baby stärken. "Ich wollte unbedingt diese besondere Bindung zu meinem Kind", sagt auch Bekki. "Ich wollte sie auf eine Weise trösten können, wie es sonst niemand kann."
Milchmenge nicht entscheidet
"Ich sage den Frauen immer: Die Milchmenge ist zweitrangig. Das Ziel ist es, uns mit diesen Wunderbabys zu verbinden – egal, wie wir sie bekommen haben", so Bekki.
Ihr Wunsch ist es, dass die Frauen stolz auf ihre Leistung und nicht enttäuscht sind, weil sie vielleicht nicht so viel Milch produzieren, wie sie sich gewünscht haben.
"Wir nehmen Medikamente. Wir nehmen Nahrungsergänzungsmittel. Wir stehen mitten in der Nacht auf, um Milch abzupumpen, bevor das Baby überhaupt da ist. Sei stolz auf das, was du tust, anstatt darauf, wie viel Milch du hast", betont Bekki.