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Wichtel, Engel und das Christkind – Weihnachten ist die Zeit der Magie und Wunder. Für viele sind es die schönsten Tage des Jahres, und gerade Kinder wünschen sich, dass am 26. Dezember nicht schon wieder alles vorbei wäre. Die Adventszeit mit all ihren Kerzen und Lichtern, die Vorbereitungen fürs Fest, die oft trubeligen Weihnachtstage – und was kommt danach?
Vermehrt besinnen sich die Menschen auf eine alte Tradition, die in der Zeit zwischen den Jahren für Behaglichkeit, innere Einkehr und einen Hauch von Zauberei sorgt. Die Rauhnächte gelten als Brauch, um sich achtsam und stressfrei aufs neue Jahr vorzubereiten. Ruhe, Entschleunigung, Gemütlichkeit, Zusammensein sind die zentralen Elemente dieser Tage – und viele der damit verbundenen Rituale lassen sich auch mit kleinen Kindern umsetzen.
"Für viele Menschen ist der Alltag sehr gefüllt mit Aufgaben und Pflichten. Die Rauhnächte öffnen einen Raum, der freier gestaltet werden kann, in dem wir ein bisschen aus dem Alltag herausgehen können, um Neues zu entdecken und zu erleben", erklärt Christine Dohler, Journalistin und Autorin ("Rauhnächte mit Kindern erleben", siehe Buchtipp unten).
Nach Weihnachten beginnt die Zeit der Entschleunigung
Die Rauhnächte werden traditionell zwischen dem zweiten Weihnachtstag und dem 6. Januar begangen. "Während dieser Zeit kommt die gesamte Welt zur Ruhe und es ist einfacher, sich Zeit zu nehmen für die Familie."
Und ja, es geht auch darum, das Leben etwas zauberhafter zu machen. Die Magie des Augenblicks zu erleben. Die Natur zu beobachten oder das Miteinander zu genießen, ohne Termine und To-Dos.
"Während der Rauhnächte geht es vor allem um Entschleunigung und das bewusste Erleben jedes Moments. Diese Erfahrung mit der gesamten Familie zu machen, kann Raum für ein intensiveres Miteinander schaffen", so Christine Dohler. "Was vielleicht während des Jahres zu kurz kam, kann noch erlebt, besprochen und gefühlt werden, damit das alte Jahr abgeschlossen werden und das neue mit frischer Energie beginnen kann. Es entsteht auch Zeit für Kreativität oder das Äußern von Wünschen. Das Leben darf mal dem natürlichen Flow folgen und weniger der meist zeitlich engen Taktung des Alltags."
Schenken wir uns also eine Tasse dampfenden Tee oder Punsch ein, zünden eine Kerze an, holen das Räucherstövchen hervor und legen los.
Rituale für Rauhnächte mit Kindern
Bereits ab vier Jahren lassen sich viele Kinder mit einer spielerischen Herangehensweise für die Rauhnächte begeistern. "Das beliebteste Ritual ist das 13-Wünsche-Ritual, weil die meisten Kinder es lieben, sich etwas zu wünschen", erklärt die Expertin.
Am 26. Dezember geht's los: 13 Wünsche werden auf kleine Zettel geschrieben. Jeden Tag wird ein Wunsch gezogen und anschließend verbrannt – natürlich nur im Beisein eines Erwachsenen. Am Ende der Rauhnächte, am 6. Januar, wird die gesammelte Asche in ein fließendes Gewässer gegeben. Der 13. Wunsch, der dann übrig bleibt, den darf man sich selbst erfüllen.
"Dieses Ritual geht über die Geschenke für den Weihnachtsabend hinaus, und die Spannung wird noch aufrecht erhalten, weil diese Wünsche erst vielleicht im kommenden Jahr erfüllt werden und nicht unbedingt materiell sind", so Christine Dohler.
Rauhnächte kindgerecht erklärt
Um Kindern die Idee hinter den Rauhnächten näherzubringen, empfiehlt die Autorin und Meditationslehrerin eine einfache, kindgerechte Erklärung: "Man kann den Kindern sagen, dass die Rauhnächte eine Zeit sind, in der die Tiere in den Winterschlaf gehen und wir Menschen uns auch erlauben können, mehr zur Ruhe zu kommen und uns von dem Jahr auszuruhen, uns auf das nächste Jahr vorzubereiten und zu freuen. Da in dieser Zeit auch die Eltern wahrscheinlich nicht so viel arbeiten werden, ist es möglich, ein bisschen den Zauber des Weihnachtsabends herüberzunehmen und auch die Zeit zwischen den Jahren mit kleinen Ritualen fantasievoll zu gestalten."
Die Vorbereitungen können bereits in der Vorweihnachtszeit starten, zum Beispiel, indem das Material besorgt wird, das für die Rauhnächte benötigt wird. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Notizbücher, Bastelmaterialien, Kerzen oder auch Räucherwerk können zum Einsatz kommen. Es funktioniert aber auch ganz ohne Aufwand: Am einen Tag wird möglicherweise eine Kuschelecke mit Decken und Kissen gebaut, am anderen gemeinsam zur Lieblingsmusik getanzt und dann wieder erzählt jeder, was ihn am glücklichsten macht.
Wichtig ist Christine Dohler zu betonen, dass die Rauhnächte nicht ein weiteres To-Do auf der Liste sein sollen. "Es geht nicht darum, etwas perfekt oder besonders gut zu machen, um die Phase der Rauhnächte effizient zu nutzen, sondern es geht um Zeit für Kreativität und bewusste Momente. Für alles, was während des Jahres zu kurz kam, um wirklich innerlich zur Ruhe zu kommen und mit allen Sinnen präsent zu sein: mehr Zeit in der Natur verbringen, mehr Quality Time mit den Liebsten."
Woher stammen die Rauhnächte?
Die Zeit zwischen den Jahren gilt als die zwölf magischen Nächte, die die Lücke füllen zwischen der Länge des Sonnenjahres mit seinen 365 Tagen und der Länge des Mondjahres mit elf Tagen weniger. In dieser Zeit, so heißt es, stehe die Zeit still, während der Mond auf die Sonne wartet. Und auch die Sonne scheint stillzustehen: Während sich ansonsten der Ort ihres Ausgangs täglich minimal verschiebt, geht die Sonne in den zwei Nächten um die Thomasnacht (20/21.12.) genau am selben Ort auf. Danach werden die Tage wieder peu à peu länger.
Christine Dohler lebt und arbeitet in Hamburg als Autorin, Journalistin, systemischer Coach und Meditationslehrerin für Erwachsene und Kinder. Zu ihrem Fachgebiet zählen die Themen Mindfulness, Nachhaltigkeit, Reise, Food und Zeitgeist.
Foto: Sebastian Fuchs