
Marie (5) und Noah (6) spielen in der Kita gern zusammen. Mit den Autos, der Legokiste, dem Kaufladen – und mit dem Arztkoffer. Neuerdings erzählt Marie ihrer Mama häufiger davon, dass Noah dabei seine Hose auszieht und sie seinen Penis untersucht. Ganz normal? Oder besorgniserregend? Kommt drauf an, weiß die Sexualpädagogin Mareike Brede und erinnert uns an konkrete Regeln, die im Zusammenhang mit "Doktorspielen" extrem wichtig sind.
"Das Erkunden anderer Körper ist für eine selbstbestimmte Sexualität wichtig und gehört zur kindlichen sexuellen Entwicklung", beruhigt Mareike Brede. Dabei ist es der Expertin für sexuelle Aufklärung allerdings sehr wichtig zu betonen, dass es in diesem Zusammenhang eigentlich "Körpererkundungsspiele" heißen müsste. Ich frage genauer nach, denn landläufig bekannt für das kindliche Erkunden des eigenen, aber vor allem des Körpers anderer Kindern, ist schließlich der Begriff "Doktorspiele".
Üblicherweise handelt es sich hierbei um Rollenspiele zwischen Arzt und Patient, die im Kita-Alter gespielt werden, teilweise schon mit drei oder vier Jahren, manchmal auch erst später. Die Aufklärungsexpertin, die auf Instagram als @die.mamareike bekannt ist und eine sehr informative Website (sexklaert.de) zu diesen Themen betreibt, bestätigt mir: "Ja, es wird zwar oft im Sprachgebrauch von 'Doktorspielen' gesprochen, aber das kann auch zu Verwirrungen führen, weil das eine nichts mit dem anderen zu tun haben muss. Es ist wichtig, da zu differenzieren."
Doktorspiele haben keine sexuelle Intention
Das Missverständnis: "Kinder können sich verarzten und eben Doktor als Rollenspiel spielen, ohne den Körper anderer Kinder zu erkunden. Das Spiel hat eine andere Intention als das Körpererkundungsspiel. Bei diesem Spiel werden Kinder durch ihre Neugierde geleitet und wollen erforschen und erkunden, wie sich die Körper anderer Kinder anfühlen, riechen oder schmecken." Ganz wichtig: "Beide Spiele haben keine sexuelle Intention, wie wir Erwachsenen das vielleicht interpretieren würden/könnten. Kindliche Sexualität hat nichts mit erwachsener Sexualität zu tun."
Und dennoch braucht es unbedingt Regeln! Warum? "Kinder lernen nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre eigenen Grenzen und die anderer Kinder kennen und achten. Damit es nicht zu Grenzverletzungen kommt, ist es wichtig, dass Eltern und auch pädagogische Fachkräfte in Einrichtungen, mit den Kindern die Regeln für diese Körpererkundungsspiele immer wieder besprechen."
6 Regeln für Körpererkundungsspiele
- Freiwilligkeit: Haben alle beteiligen Kinder Lust auf das Spiel?
- Es darf jederzeit Stopp gesagt werden! Nein heißt Nein!
- Es wird niemandem wehgetan.
- Es wird nichts in Körperöffnungen gesteckt.
- Ähnliches Alter: D.h. der Altersabstand sollte nicht zu groß sein, damit es nicht zu einem Machtgefälle kommt. Solche Spiele finden nie mit einem Erwachsenen statt!
- Es darf jederzeit Hilfe geholt werden. Hilfe holen ist kein Petzen!
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