Mädchen feiert Geburtstag und hält viele Geschenke im Arm.© iStock/Halfpoint
Es gibt viele Wege, Kinder zu verwöhnen.

Zugegeben: Manchmal ist es wirklich hart, standhaft zu bleiben. Beim Wutanfall im Supermarkt, wenn man eh schon spät dran ist, oder wenn das Kind mit Welpenblick bettelt: "Ich möchte sooo gern noch ein Eis". Da fällt ein fieses Nein oft echt schwer.

Dabei ist es für die kindliche Entwicklung wichtig, dass Eltern Grenzen setzen. "Manchmal müssen Eltern tun, was getan werden muss, und schwierige Momente aushalten", sagt Kinderpsychologin Lauren Silvers gegenüber "NPR Life Kit".

Verwöhnte Kinder haben es später schwerer

Wenn Kinder übermäßig verwöhnt werden, kann dies langfristige Folgen haben. Studien haben ergeben, dass diese Kinder später oftmals unter geringer Selbstkontrolle, sozialen Ängsten, Stress und Unzufriedenheit leiden.

Wichtig zu betonen ist, dass Kinder nicht verwöhnt werden können, indem Eltern auf ihre Bedürfnisse eingehen und ihnen mit Liebe begegnen. Oftmals verwechseln Eltern jedoch echte Bedürfnisse, die für das Wohl des Kindes entscheidend sind, mit kurzfristigen Begierden wie zum Beispiel nach einem Spielzeug oder Schokoladeneis.

"Wenn Eltern zu sehr verwöhnen, geht es meist mehr um sie selbst und das Unbehagen, das sie bekommen, wenn ihr Kind unzufrieden ist", so die Psychologin. "Das ist für Eltern unangenehm, also tun sie das, was das Kind möchte, unabhängig davon, ob es wirklich das Beste fürs Kind ist."

Drei Formen des Verwöhnens

Oftmals verwöhnen Eltern ihr Kind mit materiellen Dingen, meist mit Essen oder Spielzeug. Es kommt jedoch auch häufig vor, dass Eltern ihren Kindern mehr Aufgaben abnehmen als nötig – was ebenfalls eine Form des Verwöhnens ist. Viele Eltern erledigen zum Beispiel im Haushalt viele Tätigkeiten lieber schnell selbst, weil sie wissen, dass es länger dauert, wenn ihre Kinder sie machen. Dann gibt es noch eine dritte Form des Verwöhnens, bei der Eltern Schwierigkeiten haben, Grenzen und Regeln festzulegen und einzuhalten.

Ob Eltern ihr Kind wirklich zu sehr verwöhnen, können sie anhand der folgenden vier Fragen feststellen:

1. Hindert mein Verhalten mein Kind daran, Aufgaben zu übernehmen, die seine Entwicklung unterstützen?

Hierbei geht es um das Erreichen altersgerechter Entwicklungsmeilensteine. Wenn Eltern ihren Kindern ständig Aufgaben abnehmen, die sie selbst erledigen könnten, hindern sie sie daran, neue Kompetenzen zu erwerben.

2. Gebe ich für mein Kind unverhältnismäßig viel Geld aus?

Wenn Eltern ihren Kindern mehr Geld, Zeit oder Energie schenken, als angemessen wäre, belastet dies auf Dauer die Familie. Eltern sollten nicht mehr für Spielzeuge oder Freizeitaktivitäten ausgeben, als sie sich leisten können, nur damit das Kind glücklich ist.

3. Nutzen die Entscheidungen, die ich treffe, mir als Erwachsenem oder meinem Kind?

Eltern sollten nicht immer den bequemen Weg wählen und Konflikten mit ihren Kindern nicht um jeden Preis ausweichen. Wer beispielsweise immer die Spielzeugabteilung im Supermarkt meidet, um Diskussionen oder Wutanfälle zu vermeiden, bringt sein Kind um eine wichtige Lektion. Kinder müssen lernen, dass sie nicht immer ihren Willen durchsetzen können.

4. Fügt das Verhalten meines Kindes anderen Menschen oder seiner Umwelt Schaden zu?

Kinder sollten lernen, sich angemessen zu verhalten, und Eltern sollten einschreiten, wenn sie beispielsweise ihren Müll liegen lassen oder immer das größte Stück Kuchen verlangen.


Wenn Eltern eine dieser Fragen mit Ja beantworten können, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie ihr Kind zu sehr verhätscheln.

Silvers rät, Kinder entwicklungsgerechte Aufgaben erledigen zu lassen, da dies eine wichtige Lektion fürs Leben sei. Kinder lernen so, Schwierigkeiten zu überwinden und Probleme zu lösen. Ebenso hilft es, konkrete Regeln aufzustellen und sich dann daran zu halten.

Veränderungen geschehen nicht über Nacht

Wenn Eltern ihre Kinder schon seit längerem sehr verwöhnen, wird die Umstellung zunächst vielleicht hart – und könnte negative Reaktionen auslösen. Auf lange Sicht helfen Eltern ihren Kindern damit jedoch, verantwortungsbewusste und unabhängige Erwachsene zu werden.