Erziehung

Neue Studie: 63 Prozent der Eltern wissen nicht, wie sie ihren Kindern bei Wut helfen können

Wer sich schon mal hilflos und überfordert gefühlt hat, weil das Kind (mal wieder) einen Wutanfall hatte, steht damit nicht allein da. Eine neue Umfrage bringt ans Licht, wie sehr Eltern in Wirklichkeit mit der Wut ihrer Kinder zu kämpfen haben.

Schreiendes, am Boden liegendes Kleinkind.© Getty Images/Ekaterina Goncharova
Wutanfälle der Minis können Eltern an ihre Grenzen bringen.

Wut gehört zum Leben – egal wie alt man ist. Und manchmal ist es für Erwachsene schon schwer genug, mit dem eigenen Zorn umzugehen. Umso größer ist die Herausforderung, die Wutanfälle der Kinder zu begleiten. Idealerweise liebevoll und geduldig. Und genau daran scheitern die meisten Eltern immer wieder. Das macht es vielleicht nicht besser, ist aber zumindest tröstlich: 63 Prozent der Eltern gaben in einer Umfrage an, nicht wirklich zu wissen, was sie bei einem Wutanfall tun sollen. 

Die Studie des CS Mott Children's Hospital (Michigan, USA) setzte sich mit dem Thema Wut auseinander und brachte ans Licht, dass kindliche Wutanfälle den Großteil der Eltern regelmäßig an die Grenzen bringen. Das bedeutet: Mit der Sorge, die Zornesausbrüche der Kleinen womöglich nicht immer ganz angemessen zu handeln, stehen Eltern nicht allein da ...

Gesunder Umgang mit Wut ist eine Herausforderung

Die Studie hat herausgefunden, dass viele Eltern Probleme damit haben, ihren Kindern einen gesunden Umgang mit Wut vorzuleben. Sie wissen oft nicht, wie sie den Kleinen bei ihren großen Gefühlen helfen können.

Hier sind Ergebnisse der Studie in Zahlen. Befragt wurden Eltern mit Kindern von 6 bis 12 Jahren:

  • 28 % der Eltern sind überzeugt, dass sie wissen, wie sie ihren Kindern helfen können, mit ihrer Wut umzugehen – 63 % gaben an, eher unsicher zu sein.
  • 16 % der Eltern gestehen, dass sie manchmal ein schlechtes Beispiel im Umgang mit Wut sind.
  • 12 % der Eltern sorgen sich, dass Kinder durch ihre Wut später im Leben Probleme bekommen könnten.
  • 43 % der Eltern von Jungen berichten, dass ihr Kind im letzten Jahr Schwierigkeiten wegen seiner Wut bekommen hat – z. B. Streit oder Ärger in der Schule. Bei den Mädchen sind es 33 %.
  • 14 % der Eltern glauben, dass ihr Kind häufiger wütend wird als andere Kinder.

Die meisten Eltern gaben an, dass sie zunächst einmal versuchen würden, ihr wütendes Kind zu beruhigen und mit ihm darüber zu sprechen, was es wütend gemacht hat. Vor allem Eltern von Jungs setzen jedoch auf eine andere Strategie: Sie geben ihren Kindern die Möglichkeit, ihre Wut durch Sport oder andere körperliche Betätigungen abzubauen. Viele Eltern verrieten, dass sie für mehr Familienfrieden auch darauf achten, dass ihre Kinder ausreichend Schlaf bekommen, und sie versuchen die Auslöser von Wutanfällen so gut wie möglich zu vermeiden.

Wut ist normal

Wut ist eine normale Emotion, und Kinder müssen noch lernen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen können. Die gute Nachricht ist: Wir als Erwachsene können einiges tun, um Kindern dabei zu helfen, mit ihren Emotionen klarzukommen – ohne dabei von ihrer Wut übermannt zu werden.

Die Studie besagt: Kinder lernen mit höherer Wahrscheinlichkeit einen gesunden Umgang mit ihrer Wut, wenn Eltern ihnen vorleben, gut damit umzugehen.

Entscheidend ist, dass es Eltern gelingt, die Gefühle ihrer Kinder zu regulieren. Allerdings ist das oftmals deutlicher leichter gesagt als getan, denn viele fühlen sich von den Wutausbrüchen getriggert und reagieren selbst gereizt, genervt und wütend,

Kinder lernen, mit Wut umzugehen, indem sie beobachten. Eltern geben den Ton an, wie zu Hause mit Wut umgegangen wird. Wenn es ihnen gelingt, ruhige, konstruktive Wege vorleben, um Frustration auszudrücken, ist es wahrscheinlicher, dass Kinder dieses Verhalten nachahmen.

Zudem ist es jedoch eine Frage des individuellen Temperaments: Manche Kinder reagieren schnell hitzig, andere haben ein eher sanftes Gemüt. Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Ein Wutanfall kann auch schon mal eine Viertelstunde andauern. Wenn Eltern jedoch den Eindruck haben, dass die Wut das tägliche Leben, die Beziehungen zu anderen oder die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigt, sollten sie sich professionellen Rat holen.