Vermeintlich aus dem Nichts eskaliert es. Das Kind weigert sich zu essen, obwohl es hungrig ist. Es will nicht ins Bett, obwohl es müde ist. Es schlägt um sich, schreit laut und durchdringend. Nein. Nein. Nein.
Solche Momente auszuhalten, ist nicht einfach. Ja, Wutanfälle gehören zur kindlichen Entwicklung dazu, Trotzen ist wichtig – wissen wir alles. Und dennoch: Diese Situationen durchzustehen, kann ganz schön nervenaufreibend sein.
Kleinkinder sind noch nicht in der Lage, ihre Bedürfnisse aufzuschieben. Jetzt, gleich, sofort ist die Devise. Für Eltern heißt das: Tief durchatmen – und dem Kind beistehen. Und weil das viel leichter gesagt als getan ist, werden Geduld und Verständnis doch oft ganz schön auf die Probe gestellt. Klar, es gelingt wohl kaum jemanden, jeden Wutanfall streng nach Lehrbuch zu begleiten. Ein paar gängige Fehler lassen sich jedoch ganz gut vermeiden – wenn man sie kennt. Wir erklären deshalb, was Eltern während eines Wutanfalls nicht tun sollten.
9 Dinge, die Eltern bei einem Wutanfall NICHT machen sollten
Zurückbrüllen
Das Kind weint, schreit, tobt, bei den Eltern steigt die Anspannung – und damit auch der innerliche Drang, einfach zurückzubrüllen. Dahinter steckt ganz einfache Psychologie: Menschen neigen dazu, sich ihr Verhalten gegenseitig zu spiegeln. Werden wir angelächelt, lächeln wir zurück. Und werden wir angeschrien, dann sind wir eben selbst in Sekundenschnelle auf 180. Hinzu kommt, dass ein Wutanfall Stress auslöst, der Eltern dazu verleitet kann, ihre Frustration und ihren Ärger hinausschreien zu wollen. Allerdings wäre damit niemandem geholfen. Schon gar nicht dem Kind, das auf diese Weise nicht lernt, seine Gefühle zu regulieren. Deshalb gilt: Die Ruhe bewahren – auch wenn's schwerfällt.
Weglaufen
Es ist ein ganz normaler Reflex, dass der Körper in Stresssituationen in den Fluchtmodus schalten kann. Seit Urzeiten sind wir Menschen auf zwei Alternativen geeicht, wenn wir in der Klemme stecken: Kämpfen – oder weglaufen. Doch während eines Wutanfalls braucht das Kind Begleitung. Deshalb sollten Eltern in der Nähe und ansprechbar bleiben – selbst wenn das Kind "Geh weg" brüllt.
Schimpfen
"Was machst du denn immer für ein Theater!“ - "Jetzt reiß dich doch mal zusammen!" Sätze wie diese bringen während eines Wutanfalls gar nichts und können sogar einen negativen Einfluss auf das kindliche Selbstwertgefühl haben. Genauso wie Vorwürfe oder Schuldzuweisungen. Dadurch entsteht bei dem Kind der Eindruck, dass seine Emotionen falsch sind – obwohl es so wichtig ist, dass Kindern der Raum gegeben wird, die eigenen Gefühle zu erkennen und auszudrücken.
Bedrängen
Gerade Kinder, die schon etwas älter sind, brauchen manchmal einen Moment für sich, damit ihr Zorn verrauchen kann. Eltern sollten zwar Ansprechbarkeit signalisieren, sich aber auch nicht aufdrängen. Oftmals ist es ihnen während eines Wutanfalls nicht möglich, ihre Gefühle zu artikulieren oder auf Lösungsvorschläge einzugehen. Daher stoßen große Reden sowieso erstmal auf taube Ohren. Besser: Präsent sein, aushalten – und zu einem späteren Zeitpunkt das Gespräch suchen, wenn der erste Zorn verraucht ist.
Nachtragend sein
So schnell das Gewitter aufgezogen ist, so schnell scheint auch wieder die Sonne. Eltern kommen bei den rasant wechselnden Gefühlen oft nicht ganz mit. Doch sich persönlich angegriffen zu fühlen oder die beleidigte Leberwurst spielen, ist Fehl am Platz. Das bedeutet nicht, dass der Vorfall nicht im Nachhinein noch einmal durchgesprochen werden sollte. Eltern und Kind können gemeinsam überlegen, wie sich eine ähnliche Situation beim nächsten Mal besser lösen lässt. Und dann heißt es: Schwamm drüber.
Genervt sein
Spürt das Kind, dass die Eltern selbst die Geduld verlieren, kann das ihre Wut noch verstärken. Auch wenn es schwerfallen kann: Tief durchzuatmen und die Ruhe zu bewahren, ist die beste Basis, um einen Wutanfall wirksam zu begleiten.
Logische Erklärungen
Auch wenn es gut gemeint ist: Während eines Wutanfalls ist das Gehirn eines Kleinkinds nicht offen für logische Erklärungen. Hier gilt zunächst: die Gefühle annehmen und begleiten. Erst wenn wieder Ruhe eingekehrt ist, lohnt es sich, den Faden erneut aufzunehmen und zu besprechen, was gerade passiert ist und zu überlegen, wie sich die Situation beim nächsten Mal besser lösen lässt.
Auszeiten androhen
Ein Kind, das gerade in einer emotionalen Ausnahmesituation ist, in sein Zimmer zu schicken, ist definitiv der falsche Weg. So kann das Kind den Eindruck bekommen, seine Gefühle seien falsch, und es fühlt sich isoliert. Daher gilt: keine Strafen, sondern die Wut aushalten und für das Kind da sein.