
In den sozialen Netzwerken kursieren gerade haarsträubende Geschichten über gehackte Tonieboxen. Vor allem ein besorgniserregender Bericht bei TikTok sorgt für Verunsicherung bei vielen Eltern: Eine Mutter erzählt, dass ihr Kind nachts über die Toniebox von einer fremden Männerstimme angeschrien wurde. Dieser Vorfall wirft die Frage auf: Sind Tonieboxen wirklich sicher, oder können Fremde tatsächlich über diese Geräte Kontakt zu Kindern aufnehmen?
Wie funktionieren Tonieboxen?
Um die Sicherheit zu beurteilen, ist es wichtig zu verstehen, wie Tonieboxen funktionieren. Das Herzstück sind die Tonies – kleine Figuren, die auf die Box gestellt werden, um Hörspiele abzuspielen. Jeder Tonie enthält einen NFC-Chip (Near Field Communication). Diese Technologie der Nahfeldkommunikation ermöglicht es dem Tonie und der Box, drahtlos miteinander zu kommunizieren, ähnlich wie beim kontaktlosen Bezahlen mit dem Smartphone.
Das sagen Hersteller und Experten zur Sicherheit der Toniebox
Tonies selbst beteuert, dass ihre Boxen nicht hackbar sind. Christian Sprinkmeyer, Chief Product Officer bei Tonies, versichert laut RND: "Nein, eine Toniebox kann nicht gehackt oder von fremden Dritten übernommen werden."
IT-Experte Tobias Klostermeier erklärt gegenüber RDN: "Technisch ist es nicht unmöglich, die Tonieboxen zu hacken." Er hält es jedoch für "sehr unwahrscheinlich", dass Veränderungen an der Box direkt vorgenommen werden, wie in sozialen Medien behauptet.
Der Experte erläutert, dass für einen solchen Hack das gesamte Cloud-System von Tonies angegriffen werden müsste. Ein Angreifer, der über solche Fähigkeiten verfügt, würde sie vermutlich eher dazu nutzen, um das Unternehmen zu erpressen.
Immer wieder tauchen Videos in sozialen Medien auf, die vermeintliche Hacker-Angriffe demonstrieren. Der IT-Fachmann gibt hier Entwarnung: Die Behauptung, dass Fremde live über die Toniebox mit Kindern sprechen können, ist technisch unmöglich. Tonieboxen verfügen nicht über Mikrofone, über die Ton aufgenommen werden könnte.
WLAN als Schwachstelle?
Die Toniebox benötigt eine WLAN-Verbindung, um neue Inhalte herunterzuladen. Könnte das WLAN eine Schwachstelle sein? Sowohl Tonies als auch IT-Experten sehen hier keine wesentliche Gefahr. Christian Sprinkmeyer betont: "Auch mit eingeschaltetem WLAN bleibt die Toniebox sicher. Die Verbindung dient nur dazu, neue Inhalte für die Tonie-Figuren herunterzuladen – ein unbefugter Zugriff ist technisch ausgeschlossen."
Tobias Klostermeier bestätigt, dass allein die Tatsache, dass sich ein Gerät im selben WLAN befindet, keinen automatischen Zugriff auf die Toniebox bedeutet. Zudem wären auch hier Onlinebanking-Daten und ähnliches für Angreifer attraktivere Ziele. Dennoch ist eine sichere WLAN-Einstellung wichtig.
Potenzielle Schwachstelle: Der Tonie-Account
Eine mögliche Schwachstelle liegt jedoch im Benutzerkonto, das Eltern bei Tonies erstellen, um Kreativ-Tonies zu besprechen. Über diese Kreativtonies können Nutzer eigene Audioinhalte hochladen und mit der Box abspielen.
Tobias Klostermeier erklärt: "Wenn der Account schlecht gesichert ist, kann jemand von außen problemlos eine neue Tondatei mit einem Kreativ-Tonie verknüpfen." Die Funktion, eigene Inhalte hochzuladen, birgt somit ein gewisses Risiko, wenn die Zugangsdaten zum Konto unsicher sind.
Euer Kind nutzt die Toniebox zum Einschlafen? Dann sollten ihr diesen genialen Einschlaftipp für die Toniebox kennen!
Geteilte Accounts riskant
Ein weiteres Risiko entsteht durch die "Teilen"-Funktion des Accounts. Wenn Familienmitglieder oder Freunde Zugriff auf den Account erhalten und deren Geräte oder Accounts schlecht gesichert sind, könnten Unbefugte potenziell die Kreativtonies manipulieren. In solchen Fällen handelt es sich laut Klostermeier aber eher um "Späße von Jugendlichen" als um ernsthafte Hacker-Angriffe.
Fazit und Empfehlungen für Eltern
Es ist sinnvoll, dass Eltern die folgende Punkte beachten, um die Sicherheit der Toniebox zu gewährleisten:
- Sichere Passwörter für den Tonie-Account verwenden: Ein starkes, einzigartiges Passwort schützt vor unbefugtem Zugriff.
- Zugangsdaten nicht weitergeben: Sensible Zugangsdaten sollten nicht leichtfertig geteilt werden.
- Vorsicht bei geteilten Accounts: Genau überdenken, mit dem der Account geteilt wird und sicherstellen, dass auch diese Personen sichere Geräte und Passwörter verwenden.
- WLAN-Netzwerk absichern: Ein sicheres WLAN-Passwort ist generell wichtig.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Solange Eltern sorgfältig mit ihren Zugangsdaten umgehen, können sie ihre Kinder die Toniebox unbesorgt nutzen lassen. Vorsicht im Umgang mit Online-Accounts ist jedoch immer ratsam, besonders wenn Kinder involviert sind.