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In manchen Familien ist das nicht nur zu Halloween oder Karneval ein Thema, sondern zieht sich vielmehr durch den Alltag: Blutige Szenen und Ausschnitte aus Horrorfilmen üben auf einge Kinder einen merkwürdigen Reiz aus. Sie fühlen sich angezogen und keineswegs abgestoßen oder abgeschreckt. Doch woran liegt das und ist das normal?
Unheimlich für die Eltern ist noch lange nicht gruselig genug für die Kids ...
Es gibt Kinder, die absolut keine Sendungen mögen, in denen auf irgendeine Art mit ihrer Angst gespielt wird. Für manche Kinder ist es ja schon zu aufregend, wenn man sie im Spiel durch das Haus oder den Garten jagt. Und wenn sie vorm Ins-Bett-Gehen noch ein gruseliges Videospiel spielen, ist an Einschlafen nicht zu denken. Das können sicher auch viele Eltern aus eigener Erfahrung nachvollziehen und bestätigen.
Doch es gibt auch ganz andere Kinder: Solche, die nicht genug bekommen können von gruseligen Szenen und Situationen und sie sogar einfordern. Sie möchten unbedingt Omas und Opas schummrigen, knarzenden Dachboden aufsuchen, spannende Filme schauen und unheimliche Spiele spielen. Einschlafprobleme oder Alpträume? Keine Spur!
Wo ist denn nun die Grenze? Können Kids durch Grusel-Szenen traumatisiert werden?
Ein bisschen Spannung ist schon reizvoll, das ist durchaus nachvollziehbar. Doch wann ist es zu viel, wo sollten Eltern einschreiten, um ihren Nachwuchs zu schützen? Schließlich liest man oft davon, dass zu viel Gewalt in den Medien Auswirkungen auf Kinder hat. Und der gesunde Menschenverstand lässt ebenfalls darauf schließen, dass bestimmte Szenen einfach nichts für kleine Kinder sind.
Ganz klar: Kinder sind sehr unterschiedlich. Und eine bestimmte Form der Angst entwickelt sich erst später als im Kleinkindalter. Es gibt kleine Kids, die mehr "abkönnen" als größere. Experten empfehlen, sich nicht allein auf Bewertungen und Empfehlungen zu verlassen, sondern sich mit dem Kind vielleicht erst mal den Trailer anzusehen, bevor man sich auf den ganzen Film stürzt. Und es ruhig auch erst mal mit weniger gruseligem Stoff zu versuchen. So können Eltern schnell herausfinden, wofür ihr Kind bereit ist.
Gruselig wird vieles erst, wenn man es für die Realität hält. Eltern sollten also genau beobachten oder auch besprechen, ob die Kids verstehen, dass das Geschaute nicht real ist.
Zweijährige liebt Horrorfilme
In einem Artikel des kanadischen Elternmagazins "Today's Parent" lesen wir von einem zweijährigen Mädchen, das Horrorfilme liebt. Alles begann mit dem Film "Nightmare before Christmas" (Alptraum vor Weihnachten", die DVD gibt es für etwa 7 Euro bei Amazon) – davon konnte die kleine Noe nicht genug bekommen. Noes Vater berichtet, dass er selbst als Kind gerne Horrorfilme gesehen habe. Er hatte ältere Geschwister und die Eltern achteten nicht darauf, was die Kinder sich anschauten. Vor allem zu Beginn der Pandemie empfand er Horrorfilme dann als Ventil für seine Ängste. Immer mehr Filme schaute er sich gemeinsam mit seiner kleinen Tochter an und nahm sie sogar mit ins Kino für den Film "Candyman" (über prime video etwa 7 Euro), was erstaunlicherweise niemand kommentierte. Die Kleine liebte es ...
Auswirkungen auf das spätere Leben
Die Kinder-Psychologin Soraya Lakhani wird im Artikel zu der Frage, was es über Kinder aussagt, wenn sie Horrorfilme mögen, sinngemäß wie folgt zitiert: "Es ist verlockend, etwas in die aktuellen Interessen von Kindern hineinzuinterpretieren und wie es sich auf ihre Zukunft auswirken könnte." Doch da müsse keine direkte Verbindung bestehen. "Kinder können gruselige Filme mögen, weil sie den Adrenalinschub genießen. Oder weil diese Filme ein sicherer und zugänglicher Weg sind, mit ihren eigenen Ängsten umzugehen. Oder weil sie neugierig sind. Oder weil sie die Verbindung zu den anderen Menschen genießen, mit denen sie unheimliche Erfahrungen teilen. Oder aus ganz anderen Gründen! Kinder, die heute Gruselfilme mögen, werden sie ihr ganzes Leben lang mögen – oder auch nicht", das sei also nicht vorhersehbar, so die Psychologin. Insgesamt ein eher vages Bild. Daher empfiehlt sie Eltern dieser Kinder, gemeinsam herauszufinden, was es ist, das Kinder so an dieser dunklen Seite interessiert. Den besten Zugang bekämen Eltern mit einer offenen und ehrlich neugierigen Herangehensweise. Möglicherweise lassen sich Gründe herausfinden, vielleicht aber auch nicht.
Was ist denn nun mit möglichen Langzeitfolgen, die das frühe Schauen von Horrorfilmen mit sich bringen könnte?
Laut dem erwähnten Artikel sei es unwahrscheinlich, dass Kinder Langzeitschäden davontragen, wenn sie sich beim Schauen dieser Filme sichtlich wohlfühlten. Möglich seien zwar kurzfristig der ein oder andere Alptraum, die Angst davor, alleine zu schlafen oder überhaupt allein zu sein, möglicherweise reagieren die Kinder zunächst auch generell ängstlicher. Die Kids können das Gesehene aber besser verarbeiten, wenn die Eltern hinterher mit ihnen darüber sprechen. Ihnen noch einmal zu bestätigen, dass es nicht real sei, könne helfen, schneller darüber hinwegzukommen, sagt sie Psychologin.
Fragwürdiges Fazit
Ich selbst als Mutter eines zehnjährigen Sohnes würde da allerdings nicht so leichtfertig rangehen. Ich höre auch nicht immer auf die Altersfreigaben der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft), aber eher anders herum: Aus meiner Sicht sind Filme oft schon viel zu früh freigegeben, obwohl sie eigentlich erst für ein späteres Alter geeignet wären. Für mich wäre das Risiko viel zu hoch, und ich empfinde es nicht als nebensächlich, wenn Kinder durch das Schauen von Filmen plötzlich generell ängstlicher werden. Selbst wenn mein Sohn Interesse an gruseligen Inhalten hätte, würde ich ihn keine Erwachsenen-Filme schauen lassen! Aber vermutlich muss das – wie so oft – jeder selbst entscheiden ... Am liebsten würde ich persönlich allerdings alle Kinder davor bewahren. Doch das steht mir natürlich nicht zu.