
Ab wann allein zur Schule?
- Es gibt keine gesetzlichen Regelungen in Deutschland – die Entscheidung liegt bei den Eltern.
- In der Regel beginnen Kinder zwischen sieben und neun Jahren, allein zur Schule zu gehen – also etwa in der zweiten oder dritten Klasse.
- In welchem Alter Kinder allein zur Schule gehen dürften, sollte von der individuellen Reife, der Entfernung zur Schule und der Verkehrssituation auf dem Weg abhängig gemacht werden.
- Eltern haben die gesetzliche Aufsichtspflicht und müssen die Sicherheit des Schulwegs beurteilen.
- Der ADAC empfiehlt, im Zweifelsfall einen längeren, aber dafür sichereren Schulweg zu wählen, um Gefahren zu minimieren.
Es ist ein großer Schritt in Richtung Selbstständigkeit: Das erste Mal allein zur Schule gehen. Für Kinder ist es ein aufregender Moment – und für Eltern mindestens genauso. Doch ab wann dürfen Kinder den Schulweg überhaupt allein bestreiten? Und was können Eltern tun, um sie bestens vorzubereiten?
Allein zur Schule gehen: Das sagt das Gesetz
In Deutschland gibt es keine einheitliche Regelung, ab wann Kinder allein zur Schule gehen dürfen. In der Regel beginnen Kinder nach den ersten ein bis zwei Schuljahren, also etwa im Alter von 7 bis 9 Jahren, allein zur Schule zu gehen.
Die Entscheidung treffen letztlich jedoch die Eltern. Verschiedene Faktoren sollten bei der Entscheidung berücksichtigt werden:
- das Alter des Kindes
- die individuelle Reife
- die Entfernung zur Schule
- die Verkehrssituation
Befindet sich die Schule in unmittelbarer Nähe zum Wohnort und ist die Strecke ungefährlich, können Kinder bereits in der ersten Klasse, also im Alter von 6 oder 7, allein zur Schule gehen. Oftmals folgen die Eltern (zunächst) mit einigem Abstand, um sicherzugehen, dass das Kind auch wirklich sicher ankommt. So hat das Kind das Gefühl von Autonomie und Mama oder Papa ein ruhiges Gewissen.
Es ist ratsam, den Schulweg zunächst gemeinsam zu üben, um das Kind mit der Strecke vertraut zu machen und ihm wichtige Verkehrssicherheitsregeln beizubringen.
Wichtige Maßnahmen für einen sicheren Schulweg:
- das Vorleben richtigen Verhaltens im Straßenverkehr durch die Eltern
- helle, reflektierende Kleidung
- ausreichende Verkehrserziehung
- keine Ablenkung durch Smartphones (17 Prozent der Grundschüler und 86 Prozent der Schüler weiterführender Schulen haben ein Smartphone dabei)
Wer hat die Aufsichtspflicht auf dem Schulweg?
Das sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Weg von und zur Schule:
- Eltern haben eine gesetzliche Aufsichtspflicht für ihre minderjährigen Kinder. Dies bedeutet, dass die Eltern die Verantwortung haben, den Schulweg ihres Kindes zu beurteilen und zu entscheiden, ob es sicher ist, dass das Kind allein geht oder ob es Begleitung benötigt. Wenn Eltern entscheiden, ihr Kind allein zur Schule gehen zu lassen, müssen sie sicherstellen, dass das Kind in der Lage ist, den Weg selbstständig zu meistern.
- Schulische Verantwortung: Während der Schulzeit haben die Schulen eine Aufsichtspflicht über die Schüler, jedoch erst ab dem Zeitpunkt, an dem die Schüler das Schulgelände betreten. In einigen Bundesländern können Schulen eigene Regelungen oder Empfehlungen haben, die den Schulweg betreffen. Es kann sinnvoll sein, sich bei der Schule zu erkundigen, ob es spezifische Vorgaben gibt.
Ein Schulwegplan gibt Orientierung
Der ADAC empfiehlt, einen sicheren Schulweg mit möglichst wenig Gefahren zu wählen – selbst wenn das einen kleinen Umweg bedeutet.
Ein Schulwegplan gibt Eltern Auskunft darüber, welcher Schulweg als besonders sicher gilt. Es handelt sich dabei um ein Dokument oder eine grafische Darstellung, die den sicheren Weg von einem Wohnort zur Schule beschreibt. Allerdings liegt ein aktualisierter Plan nicht immer vor. Nachfragen lohnt sich jedoch. Hier sind einige wichtige Aspekte eines Schulwegplans:
- Routenbeschreibung: Der Plan zeigt die empfohlene Route von zu Hause zur Schule, einschließlich der Straßen, Wege und eventuell vorhandener Fußgängerüberwege oder Radwege.
- Sicherheitsmerkmale: Wichtige Punkte wie Zebrastreifen, Ampeln, Haltestellen von Schulbussen, Gefahrenstellen (z. B. stark befahrene Straßen) und andere sicherheitsrelevante Merkmale werden hervorgehoben.
- Verkehrsregeln: Der Plan kann Hinweise zu Verkehrsregeln geben, die für Kinder wichtig sind, wie z. B. das richtige Verhalten an Ampeln oder beim Überqueren von Straßen.
- Alternativen: Mögliche Alternativrouten oder sichere Orte zur Abholung oder zum Treffen mit anderen Kindern können ebenfalls aufgeführt sein.
- Elterninformationen: Oft enthält der Schulwegplan auch Informationen für Eltern, wie sie ihre Kinder beim Erlernen des Schulwegs unterstützen können.
- Zusammenarbeit mit Schulen und Behörden: Schulwegpläne werden häufig in Zusammenarbeit mit Schulen, Verkehrsbehörden und Kommunen erstellt, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten.
Ab wann allein mit dem Fahrrad zur Schule?
Hier gilt ebenfalls: Die Verantwortung für die Sicherheit und das Wohl des Kindes liegt bei den Eltern, die individuell bewerten müssen, ob ihr Kind reif genug ist, um allein mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e. V. (ADFC) rät, dass Kinder zunächst die folgenden Fähigkeiten beherrschen sollten:
- Gleichgewicht halten
- das Fahrrad abbremsen und seinen Bremsweg einschätzen können
- die Spur halten, wenn sie sich umschauen
- die Hand zum Abbiegen ausstrecken
Die Kinder müssen sich außerdem im Straßenverkehr orientieren können, Verkehrssituationen richtig einschätzen und vorausschauend denken.
Generell gilt:
- Frühestens mit acht Jahren erkennen sie mögliche Gefahren im Vorfeld.
- Mit 9 Jahren sind Kinder in der Lage, sicher einhändig zu fahren.
- Ab 9 oder 10 Jahren ist ein Kind in der Lage, eine Situation im Straßenverkehr richtig zu beurteilen, sodass es sich vorausschauend verhalten und Gefahren gar nicht erst entstehen lassen kann.
Regelmäßiges Fahrradtraining in einem sicheren Gebiet ist die beste Voraussetzung, um den Schulweg allein mit dem Fahrrad bestreiten zu können.
Diese Gefahren fürchten Eltern am meisten
Eine Umfrage des ADAC ergab, dass nur rund 57 Prozent der Eltern den Schulweg ihrer Kinder als sicher empfinden. Für 46 Prozent ist der Weg nicht sicher genug, und 6 Prozent halten ihn sogar für gefährlich. Die größten Sorgen bereiten Eltern unachtsames Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer und zu schnelles Fahren. Mehr als ein Viertel befürchtet, dass ihr Kind von Fremden angesprochen wird oder sich gefährliche Situationen ergeben. 23 Prozent haben Sorge, dass ihr Kind nicht aufpasst oder Verkehrssituationen nicht richtig einschätzt.