Abschaffen?

Bildungsforscher zweifelt die Wirkung von Hausaufgaben in der Grundschule an

Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie bezweifelt, dass Hausaufgaben in der Grundschule – zumindest so wie sie aktuell aufgegeben werden – ihren Sinn und Zweck erfüllen. 

Ein Mädchen macht ihre Hausaufgaben© Pexels/Jena Backus
Hausaufgaben sind doch selbstverständlich – oder? 

Der Neuseeländer John Hattie hat mit seiner umfangreichen und viel zitierten Studie "Visible Learning" (zu deutsch: "Lernen sichtbar machen") bereits vor 16 Jahren Weltbekanntheit erlangt. Nun hat er das Learning daraus überarbeitet und in vielen Interviews darüber gesprochen, wie sich auch unser deutsches Schulsystem reformieren müsste, um weiterhin mithalten zu können und vor allem unseren Kindern den bestmöglichen Erfolg zu gewährleisten. Auch das Thema Hausaufgaben ist ein von ihm immer wieder viel besprochenes. 

Per se nicht wirksam, aber per se auch nicht unwirksam ... 

Seine Erkenntnisse zum Thema Hausaufgaben kann man grob so zusammenfassen: Im Vergleich zu anderen Methoden und Faktoren haben sie eine relativ geringe Effektstärke auf den Lernerfolg von Schüler und Schülerinnen. Das bedeutet, dass sie nicht so wirksam sind wie andere Methoden und Parameter im Schulalltag – beispielsweise die Qualität des Unterrichts oder die Lehrer-Schüler-Beziehung. In aktuellen Interviews betont John Hattie nun aber, dass er in seinen damaligen Studien häufig missverstanden wurde. Er hat darin zwar angemerkt, dass Hausaufgaben nicht per se wirksam seien. Aber will nun verdeutlichen, dass sie auch per se nicht unwirksam seien. Es kommt ganz stark darauf an, wem und vor allem wie sie aufgegeben werden.

Im Interview mit dem Deutschen Schulportal erläuterte Hattie kürzlich seine Einschätzung zum Thema Hausaufgaben:  

Manche denken, weil sie eine niedrige Effektstärke haben, seien sie unwichtig. Viele Schulen haben Hausaufgaben aufgrund meiner Forschung abgeschafft. Aber das ist falsch. Eine geringe Effektstärke bedeutet zunächst nur, dass wir noch nicht die richtige Umsetzung gefunden haben. Hausaufgaben haben etwa in der Sekundarstufe einen viel größeren Effekt. Der Unterschied ist, dass Hausaufgaben in der Sekundarstufe meist das Üben dessen beinhalten, was schon gelernt wurde. In der Grundschule sind es eher Projekte oder Aufgaben, bei denen die Eltern stark involviert sind, was den Effekt negativ beeinflusst. Es geht also nicht darum, Hausaufgaben abzuschaffen, sondern darum, die Art der Aufgaben zu überdenken.

Wichtig: Wenn Mama und Papa also ständig mit ihren Grundschülern helikopternd über den Hausaufgaben hängen, um sie zu unterstützen, dann ist der Sinn verfehlt. Eine bestärkender Support, wenn er gelegentlich gefordert ist, kann durchaus helfen. Aber schon Grundschulkinder sollen eigenständig ihre Aufgaben beginnen und bestmöglich lösen können. 

Was macht effektive Hausaufgaben aus?

Dem Bildungsforscher zufolge sind Hausaufgaben aber nun dann effektiv, wenn sie...

  • ... klar und verständlich sind.
  • ... einen Bezug zum Unterricht haben.
  • ... die Schüler nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern.
  • ... Gelegenheit bieten, das Gelernte zu üben und zu festigen.
  • ... dem Schüler die Chance geben, vom Lehrer zeitnahes und konstruktives Feedback dazu zu bekommen.

Hausaufgaben sollten nie als isolierte Maßnahme betrachtet werden, sondern immer in einen umfassenden pädagogischen Kontext eingebettet sein. Vor allem sollten sie nicht als Ersatz für einen qualitativ hochwertigen Unterricht betrachtet werden. 

Wie steht ihr zu dem Thema? 

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