
Der Sommer kommt, das Thema Schwitzen rückt wieder näher. Aber müssen wir uns eigentlich auch Gedanken um unsere Kleinsten machen? Wir haben darüber mit Dr. med. Tatjana Braun Rücksprache gehalten. Die Fachärztn für Haut- und Geschlechtskrankheiten hat sich auf Hauterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Mit ihrer vor ein paar Jahren gegründeten Online-Hautarztpraxis "Little Skindoctor" geht sie ganz neue Wege und bietet digitale Sprechstunden für die kleinsten Patienten an. Außerdem ist sie Co-Host des Kinderhaut Podcasts "Haut und Herz".
Können schon Babys schwitzen?
Die Faktenlage ist eindeutig: Schwitzen ist eine völlig natürliche und vor allem lebenswichtige Reaktion. Es hält die Körpertemperatur stabil. Und ja, selbst kleine Babys können bereits Schweiß produzieren. "Schon ab dem ersten Tag schwitzen reif geborene Babys", bestätigt uns Dr. Braun. Allerdings brauche es durchaus einige Wochen, bis diese Temperaturregulation im Körper so richtig funktioniere. "Daher besteht vor allem in den ersten Lebensmonaten erhöhte Gefahr einer Unterkühlung oder aber einer Überhitzung!"
Extra-vorsichtig sollten Eltern von Frühchen sein. "Bei ihnen müssen die Schweißdrüsen in der Haut erst noch vollständig ausreifen und die Fähigkeit zu schwitzen in den ersten Lebenstagen bzw. -wochen noch komplett entwickeln. Bei frühgeborenen Babys ist es daher ganz besonders wichtig auf angemessene Temperaturen und die Kleidung des Kindes zu achten", erklärt die Hautärztin.
Wie äußert sich Schwitzen bei Babys?
Uns Erwachsenen rinnt beim Fitnesskurs, bei der Busfahrt im Hochsommer oder auch beim Halten des wichtigsten Vortrags des Jahres ja durchaus der Schweiß nur so von der Stirn. Vielleicht unangenehm, aber absolut sinnvoll! Und auch Kinder können zum Beispiel beim Fußballspiel oder auch bei hohem Fieber ordentlich ins Schwitzen geraten. Aber wie sieht das Ganze bei Babys aus? Ähnlich aber doch etwas anders, wie wir von Dr. Braun erfahren, sie erklärt: "Schweiß wird in den Schweißdrüsen produziert: ein flüssiges Sekret, das überwiegend aus Wasser und Natriumchlorid (Kochsalz) besteht. Er verdunstet auf der Hautoberfläche und kühlt so, wie eine körpereigene Klimaanlage, die Körpertemperatur herunter. Die Haut fühlt sich feucht und kühl an." So weit kein Unterschied zwischen Groß und Klein. Allerdings müssen Babys die drei Millionen Schweißdrüsen, die ein Mensch qua Geburt hat, auf eine geringere Körperfläche verteilen. Somit ist die Dichte an Schweißdrüsen bei (kleinen) Kindern höher und sie geraten auch mehr ins Schwitzen als wir Erwachsenen.
An welchen Körperstellen schwitzen Babys hauptsächlich?
"Das durch Wärme ausgelöste Schwitzen beginnt meistens an der Stirn. Bei kleinen Babys kann man auch im Nacken das Schwitzen gut feststellen. Emotionales Schwitzen wiederum, findet hauptsächlich an den Hand- und Fußflächen statt, wo auch die meisten Schweißdrüsen sitzen", so Dr. Braun.
Mögliche Gründe fürs Schwitzen beim Baby
- Emotionen wie Stress, Angst oder Schmerzen (emotionales Schwitzen)
- Trinken an der Brust
- Tragen in einer Trage
- Zu dicke Kleidung oder unangemessenes Material
- Falsche Schlafumgebung
- Ungeeignete Hautpflege (fettreiche Salben oder Öle versiegeln die Haut und können das Schwitzvermögen beeinträchtigen)
- Eine Infektion oder andere Erkrankung
- Fieber
Was kann ich tun, wenn mein Baby vermehrt schwitzt, zum Beispiel jetzt im Sommer?
Dermatologin Dr. Braun hat folgende Tipps für Eltern von Babys parat:
- Nicht zu warm anziehen. Luftige Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle, Wolle oder Seide erleichtern die Temperaturregulation. Kleidet euer Kind am besten in Lagen, so könnt ihr je nach Temperatur immer ein Kleidungsstück aus- oder anziehen.
- Auf eine angemessene Umgebungstemperatur achten: Bei Neugeborenen wird eine Raumtemperatur zwischen 22 und 24 Grad empfohlen und bei Säuglingen und Kleinkindern eine Raumtemperatur um die 21 bis 23 Grad empfohlen. In der warmen Jahreszeit sollte man bei Aufenthalten im Freien immer darauf achten, ob das Kind stark schwitzt und ggf. in den Schatten oder einen kühlen Innenraum gehen und die Bekleidung anpassen.
- Für eine kühle Schlafumgebung mit ausreichend Luftzirkulation sorgen: Schlafräume auf ca. 16 bis 18 Grad herunterkühlen und gut durchlüften (ohne Zugluft!). Schlafkleidung, Decken und Schlafsäcke sollten nicht zu warm aber luftdurchlässig sein.
- Beruhige dein Kind und sorge für Entspannung. Wenn dein Baby sich stark körperlich oder emotional angestrengt hat, hilft oft Nähe und Ruhe.
- Die Hautpflege an Jahreszeit anpassen: Im Sommer besser wasserreiche, leichte Cremes oder Lotionen zur Hautpflege und Sonnenschutz bei Babys und Kleinkindern verwenden.
- Auf Warnsymptome einer Erkrankung achten: Schwitzt dein Kind stark und hat weitere Krankheitszeichen wie Fieber, solltet ihr im Zweifel ärztlichen Rat suchen.
Mehr Infos über Dr. med Tatjana Braun und ihre Online-Hautarztpraxis Little Skindoctor findet ihr auf ihrem Instagram-Account: