
Wie die Erde um die Sonne kreist, hat Einfluss auf die Jahreszeiten
Unser Planet rotiert keineswegs gerade um die eigene Achse, sondern ist dabei leicht "gekippt". Das zeigt schon der Blick auf einen Globus. Und in dieser Schieflage bewegt sich die Erde dann auch innerhalb eines Jahres um die Sonne. So kommt es, dass sich unsere Nordhalbkugel während der einen Jahreshälfte zur Sonne hinneigt und während der anderen von ihr weg. Im ersten Fall wird es wärmer und wir genießen lange Tage mit viel Tageslicht (Sommer). Im zweiten Fall sinken die Temperaturen und wir durchleben kurze Tage mit viel Dunkelheit (Winter). Würden wir die Schlafenszeit unserer Kinder nach dem Tageslicht richten, könnten wir sie im Winter schon gegen 16 Uhr nachmittags ins Bett bringen, während sie uns im Sommer bis mindestens 21.30 Uhr auf Trab hielten. Ganz ähnlich beim Aufstehen. Viele Eltern kennen die Fragen ihrer Kleinen, die sich wundern, warum sie schon aufstehen müssen, wo es doch scheinbar tiefste Nacht sei. Oder warum sie bei schönstem Sonnenschein schon schlafen gehen sollen.
Die Menschen auf der Südhalbkugel erleben dieses Phänomen übrigens genau umgekehrt. Wenn es bei uns dunkler wird, freuen sie sich über die zunehmende Helligkeit. Während wir zu Weihnachten auf Schnee hoffen, genießen sie die ersten Sommertage. Und wenn sie sich über die ersten Frühlingsboten freuen, verfärben sich bei uns die Blätter – es wird Herbst.
Tag-und-Nacht-Gleiche und Sonnenwende gibt es je zweimal im Jahr
Jedes Jahr im September durchläuft die Erde den sogenannten "Herbstpunkt". So wird die Stelle der Umlaufbahn um die Sonne bezeichnet, an der Nord- und Südhalbkugel gleich weit zur Sonne geneigt sind. Zu diesem Datum, im Jahr 2022 am 23. September, sind Tag und Nacht sowohl auf der Nordhälfte als auch auf der Südhälfte der Erde gleich lang – die hellen und dunklen Stunden befinden sich im Gleichgewicht. Astronomen sprechen von der Tag-und-Nacht-Gleiche oder dem Äquinoktium.
Während die Tag-und-Nacht-Gleiche im September auf der Nordhalbkugel den Herbst einläutet, beginnt auf der Südhalbkugel der Frühling. Bei uns verdrängen nun zunehmend die dunklen Stunden des Tages die hellen – bis zum 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres. Wir erleben die Wintersonnenwende. Wer hätte gedacht, dass der astronomische Winteranfang erst kurz vor Weihnachten beginnt? Ironischerweise werden die Tage anschließend langsam wieder länger – auch wenn es sich anders anfühlen mag. Wenn die Sonne dann am 21. März den "Frühlingspunkt" auf ihrer Umlaufbahn erreicht, kommt es erneut zu einer Tag-und-Nacht-Gleiche. Aber dieses Mal können wir uns über den Frühlingsbeginn freuen. Nun überwiegen wieder die hellen Stunden des Tages. Bis zur Sommersonnenwende im Juni – den Sommeranfang auf der Nordhalbkugel mit dem längsten Tag des Jahres.

Nicht überall auf der Erde gibt es Jahreszeiten
Doch nicht jeder Mensch auf der Erde kommt in den Genuss der Jahreszeiten. So sorgt die Schieflage der Erde dafür, dass am Nordpol für ein halbes Jahr ununterbrochen die Sonne scheint – auch wenn sie sich teils nur knapp über dem Horizont hält. Dieses Phänomen wird als Polartag bezeichnet. Danach folgt ein halbes Jahr Dunkelheit: die Polarnacht. Am Südpol ist das genau umgekehrt. Und wer sich am Äquator, der Mitte der Erde, aufhält, erlebt jeden Tag im Jahr gleich lang. Es herrscht praktisch ununterbrochen Sommer.
Unsere Jahreszeiten werden zwar zum großen Teil von der Neigung der Erdachse bestimmt, aber auch unser Mond nimmt Einfluss. Denn unser Trabant sorgt mit seiner Größe und Anziehungskraft dafür, dass der Neigungswinkel der Erdachse schief bleibt.