Junge sitzt auf dem Töpfchen© iStock/LSOphoto
Jedes Kind hat beim Trockenwerden ein individuelles Tempo.

Ob ein Kind ohne Windel zurechtkommt, hängt zum einen mit den Hormonen zusammen. Zum anderen muss es fähig sein, den Schließmuskel für Harnwege und Darmausgang bewusst zu steuern. Faustregel: Schafft ein Kind es, Treppenstufen ohne Festhalten hinunterzusteigen, kann es vermutlich auch die Schließmuskeln kontrollieren.

Aber auch die geistige Entwicklung und mentale Reife müssen passen. Schließlich muss das Kind jedes Mal seine Aktivität unterbrechen, um zum Töpfchen zu laufen. Im Eifer des Spiels gerät schnell mal in Vergessenheit, dass die Blase eigentlich voll ist.

Es gehört also eine ganze Menge dazu, bis ein Kind von der Windel aufs Töpfchen umsteigen kann. Geduld ist dabei das A und O.

Ab wann aufs Töpfchen?

Die meisten Kinder brauchen etwa um den vierten Geburtstag herum keine Windeln mehr. Damit sind sie voll im entwicklungspsychologischen Zeitplan.

Zwischen zwei und drei Jahren können Eltern ruhig damit anfangen, das Kind mit dem Töpfchen vertraut zu machen. Oft zeigen Kinder nach dem zweiten Geburtstag auch ganz von allein Interesse daran, aufs Töpfchen zu gehen und sind stolz, wenn sie die Toilette selbstständig benutzen können.

Ein "richtiges" Alter gibt es also nicht. Die Statistik sagt, dass die meisten Kinder irgendwann zwischen 18 Monaten und drei Jahren anfangen, aufs Töpfchen zu gehen.

Die meisten Kindern spüren anfangs eher, dass sie "groß" müssen als "klein".

Anzeichen, dass dein Kind bereit ist fürs Töpfchen:

  • dein Kind sagt, dass die Windel voll ist
  • dein Kind merkt, dass es gerade Pipi macht und zieht sich womöglich in eine ruhige Ecke zurück
  • dein Kind sagt Bescheid, wenn es "muss"

Die richtige Vorbereitung fürs Töpfchen

Wir können unseren Kinder mit praktischer Kleidung dabei helfen, sich ans Töpfchen zu gewöhnen.

Hosen, Unterwäsche oder auch Windel-Pants, die sie selbst hinunterziehen können, sind dabei die erste Wahl. Im Sommer dürfen die Kleinen gern auch mal nackt herumflitzen.

Strenges "Töpfchen-Training", bei dem die Kinder so lange sitzenbleiben müssen, bis sie "erfolgreich" waren, gilt hingegen nicht mehr als zeitgemäß. Auch wenn "nichts kommt", sollten die Kinder für ihren Versuch gewürdigt und gelobt werden. Schließlich lernen sie auf diese Weise nach und nach den Ablauf des Toilettengangs. Druck und Stress haben dabei nichts zu suchen und wirken sogar kontraproduktiv.

Sind die Kinder ins Spiel vertieft, ist es sinnvoll, hin und wieder nachzufragen, ob sie aufs Töpfchen müssen. Allerdings sollten Eltern ihre Kinder auch nicht bedrängen.

Manchmal merkt man den Kindern an ihrer Anspannung jedoch an, dass die Blase voll sein muss. Eine kleine Erinnerung kann da sehr hilfreich sein.

Generell gilt: Egal ob Töpfchen oder Toilettenaufsatz – die Beine des Kindes sollten nicht in der Luft baumeln, sondern während des "Geschäfts" festen Halt unter den Füßen haben.

Ohne Windel durch die Nacht

Es ist leichter, am Tag auf die Windel zu verzichten als in der Nacht. Denn um nachts die Blase zu kontrollieren, muss eine hormonelle Voraussetzung erfüllt sein, die sich erst in den ersten Lebensjahren entwickelt. Bei der Bildung von Urin spielt ADH (Antidiuretisches Hormon) eine wichtige Rolle. Der Körper muss genug von diesem Hormon produzieren, damit die Blase nachts nicht so voll wird. Bei kleinen Kindern ist das noch nicht der Fall.

Trockenwerden klappt nicht – ab wann zum Arzt?

Sollten Kinder mit fünf Jahren nachts noch häufig ins Bett machen, ist es sinnvoll, das Hormon Adiuretin vom Kinderarzt bestimmen zu lassen. Oft steckt ein Mangel dahinter, wenn das Bett in diesem Alter immer wieder nass wird.

Ebenfalls ist es ratsam, sich an den Kinderarzt zu wenden, wenn ein Kind mit fünf Jahren auch tagsüber noch nicht trocken ist. Hinter dieser Entwicklungsverzögerung können körperliche oder hormonelle Gründe stecken, die es abzuklären gilt.

Ein "Windel-Rückfall" ist meist kein Grund zur Sorge. Harnwegsinfekte und auch ganz banale Erkältungen können dazu führen, dass ein Kind, das bereits trocken war, vorübergehend wieder eine Windel braucht.

Wichtig: gelassen bleiben

Wann Kinder trocken werden, wird von einem komplexen Zusammenspiel von Gehirn, Hormonen und Beckenbodenmuskulatur bestimmt. Deswegen ergibt es keinen Sinn, Kinder miteinander zu vergleichen – denn jede Entwicklung verläuft individuell. Ein Wettrennen um den ersten Platz auf dem Töpfchen ist also unsinnig. Besser ist es, dem Kind so viel Zeit zu geben, wie es eben braucht und das Trockenwerden spielerisch anzugehen.

Lade weitere Inhalte ...