Versteckte Botschaft

Wenn Kinder abends Pipi müssen, meinen sie oft etwas anderes damit ...

Kaum liegt das Kind im Bett, muss es ganz dringend noch mal Pipi. Doch steckt wirklich immer ein dringendes Bedürfnis dahinter, oder signalisiert das abendliche "Ich muss noch mal Pipi" vielleicht etwas ganz anderes?

Kleinkind sitzt auf dem Töpfchen.© iStock/tatyana_tomsickova
Wenn Kinder abends immer wieder Pipi müssen, wollen sie uns damit etwas sagen.

Es ist der Klassiker am Abend: Die Zähne sind geputzt, der Pyjama ist angezogen, die Gutenachtgeschichte wurde vorgelesen und eigentlich ist nun endgültig Schlafenszeit. Doch anstatt friedlich zu schlummern, heißt es: "Mama, ich muss noch mal Pipi!"

Eltern wissen, was dieser Satz bedeutet: Noch mal Licht anschalten, zurück ins Badezimmer, aus dem Pyjama schälen – und warten. Denn wahrscheinlich kommt erst mal gar nichts, weil das Kind natürlich vor einer Viertelstunde im Rahmen der Abendroutine bereits Pipi gemacht hat. 

Also sitzen wir zusammen mit dem Kind im Badezimmer und harren, vermutlich schon leicht genervt, der Dinge – bis das Pipi endlich kommt (oder eben auch nicht). 

In solchen Situationen sind viele Eltern ratlos und fragen sich, was hinter diesem allabendlichen Pipi-Ritual stecken mag. 

Verstecktes Bedürfnis nach Nähe

Dabei geht es oftmals gar nicht darum, dass das Kind wirklich "noch mal muss". Möglicherweise geht es dabei vielmehr um Nähe und Bindung. Kinder zeigen auf diese Weise oftmals, dass sie noch nicht bereit sind, ohne Mama oder Papa ins Bett zu gehen. "Ist der Pipi-Drang ggf. ein Signal deines Kindes, dass es dich braucht bzw. das sein 'Bindungstank' dahingehend nicht ausreichend aufgeladen und es nicht ohne dich einschlafen kann?", gibt Schlafcoachin Nina Ballmann (@mamazentrale) zu bedenken.

In diesen Fällen kann ein offenes Gespräch oft Wunder wirken: "Du musst abends oft noch mal Pipi machen. Musst du wirklich oder möchtest du einfach noch bei Mama oder Papa sein?"

Es kann dann sinnvoll sein, gezielt darauf zu achten, den "Bindungstank" tagsüber durch viele gemeinsame Momente aufzuladen, sodass es dem Kind abends leichter fällt, sich zum Schlafen von den Eltern zu "trennen". Vor allem in den Abendstunden wirken verbindende Aktivitäten wie Vorlesen und zusammen spielen oft Wunder. Es kann auch helfen, dass Kind einfach noch eine Weile beim Einschlafen zu begleiten.

4 Tipps gegen das abendliche "Pipi-Ritual"

  • Klare, liebevolle Grenzen setzen: Wenn Eltern den Eindruck haben, dass es eher um Aufmerksamkeit oder Hinauszögern geht, können Sie liebevoll, aber bestimmt Grenzen setzen. Zum Beispiel: "Wir waren jetzt schon zweimal Pipi machen. Ich glaube, deine Blase ist jetzt leer. Komm, wir gehen jetzt ins Bett und kuscheln noch ein bisschen." Wichtig ist, dabei ruhig und geduldig, aber konsequent zu bleiben.
  • Alternativen anbieten: Haben Eltern den Eindruck, dass Unsicherheiten dahinterstecken, können Alternativen helfen. Vielleicht ein Nachtlicht im Zimmer, ein Kuscheltier oder eine Geschichte, die im Bett erzählt wird.
  • Geduld haben: Dieses Verhalten ist oft eine Phase und geht meistens wieder vorbei. Es ist hilfreich, die Situation nicht zu sehr zu dramatisieren und mit Humor zu nehmen, so gut es geht.
  • Ärztlichen Rat einholen (selten nötig): In den allermeisten Fällen ist dieses abendliche Ritual harmlos und psychisch bedingt. Sollten Eltern aber den Eindruck haben, dass ihr Kind Schmerzen beim Wasserlassen hat, ungewöhnlich häufig Pipi machen muss (auch tagsüber) oder andere körperliche Beschwerden hinzukommen, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um organische Ursachen auszuschließen. 

Oftmals endet die Phase ohnehin nach einiger Zeit wieder. "Es kann je nach Entwicklungsphase des Kindes nach einigen Tagen oder Wochen wieder vorbei sein. Denn auch nach dem dritten Geburtstag durchläuft dein Kind immer wieder Meilensteine, bei denen es dich besonders abends und nachts noch mal mehr braucht", erklärt Nina Ballmann.