
Mein Sohn hat nicht jeden Tag ein Hobby oder ein Playdate. Es gibt auch Tage, an denen lassen wir uns einfach treiben. Schauen, worauf wir Lust haben. Manchmal verabreden wir uns dann noch spontan mit einem anderen Kind. Doch – ganz ehrlich? – das funktioniert wirklich selten. Gefühlt haben die meisten Kids schon ab einem zarten Alter von 2 Jahren wirklich viel auf ihrem Zettel. Oder dem ihrer Eltern? Die Welt ist doch so schon hektisch genug, findet ihr nicht? Sollten wir uns als Familie nicht auch mal die Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen und gemeinsam den Moment zu genießen? Ich finde: Es ist sinnvoller, seinem Kind wenig feste Termine zu geben, als es mit Terminen zu überladen …
Muss ich mich heutzutage schämen, weil ich nicht jeden Tag meines Sohnes durchgeplant habe?
Montag: Kinderturnen. Dienstag: Spielen mit Max. Mittwoch: Ausflug zu Oma und Opa. Donnerstag: Kinder-Yoga. Freitag: Hockey und hinterher Playdate mit Emilia. Wow! Ein echt voller Terminplan. Heutzutage brauchen schon Kleinkinder einen Organizer für all ihre Termine. Nicht zu vergessen ist ja auch, dass die Kids vorher ja auch noch in der Kita und Schule sind (was auch sehr anstrengend sein kann). Wenn ich mitbekomme, wie vielen "Hobbys" die Kita-Buddies meines Kindes mit zwei bis drei Jahren schon nachgehen (sollen), wird mir ganz anders. Lasst eure Kids auch mal in der Langeweile schwelgen. Bitte! Das tut ihnen nämlich auch gut. Und dann können wir uns auch mal wieder spontan verabreden – das ist nämlich wirklich schade. Mittlerweile müssen wir unsere Playdates einen Monat vorher anmelden beziehungsweise planen.
Meine Kollegin Irlana hat hier bereits einen interessanten Artikel drüber geschrieben …
Ich spüre ihn, den Druck vom vollen Terminkalender
Als mein Sohn zirka eineinhalb Jahre jung war, fragte ich mich zum ersten Mal, ob ich nicht zu wenig mit ihm mache. Wir gingen zum Kinderturnen, ja. Und hatten mal ein bis zwei Playdates die Woche. Doch mehr war da nicht. Wir gingen häufig nachmittags spontan auf den Spielplatz, auf den Wochenmarkt oder trafen im Innenhof Nachbarn zum Spielen in der Sandkiste. Viele Mütter um mich herum berichteten jedoch von ihren vielen Hobbies und Terminen, die sie mit ihren Kids planten. In diesem Alter wäre das noch viel zu früh für meinen Mini gewesen. Ein fester Termin in der Woche war da schon genug. Jedes Kind tickt sicherlich anders, doch kann das denn gut sein?! Und auch jetzt – mit fast drei Jahren – haben wir nicht jeden Tag akribisch durchgetaktet. Wir haben unsere Hobbies und Playdates (wochenlang vorher angemeldet). Doch dazwischen haben wir auch Tage, an denen nichts Spezielles ansteht. Das genießt mein Sohn. Und ich auch.
Liebe Eltern, ihr braucht eure Kinder doch nicht "ver"planen
In der hektischen und schnelllebigen Welt von heute scheint es oft so, als ob wir ständig von Terminen und Verpflichtungen überwältigt werden. Insbesondere Eltern fühlen sich oftmals unter Druck gesetzt, den Alltag ihrer Kinder bis ins allerkleinste Detail zu organisieren. Muss man sich da schämen, wenn man nicht jeden Tag seines Kindes durchplant?
Ganz ehrlich? Versucht, euch von dem Druck zu befreien, immer alles perfekt organisieren zu müssen. Druck spüren wir als Eltern doch sowieso genug. Jeder Tag muss nicht bis ins kleinste Detail geplant sein, um eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein. Im Gegenteil: Es kann sogar förderlich sein, seinem Kind wenig feste Termine zu geben, um ihm Raum zur Entfaltung und zur Selbstständigkeit zu ermöglichen. Also, nein, ihr müsst euch nicht schämen, wenn ihr nicht jeden Tag eures Kindes durchplant. Gebt ihm die Freiheit, seine eigenen Interessen zu entdecken und sich selbst zu entfalten. Lasst ihm genug Zeit zum Spielen, Erholen und zur gemeinsamen Zeit als Familie. Feste Termine hat es schon früh genug – und davon bestimmt viel zu viele.
Der Unterschied zwischen Schul- und Kita-Kindern
Klar, in einem gewissen Alter wollen die Kinder auch viel ausprobieren oder eben das machen, was die Freunde machen. Aber so früh im Kindergartenalter finde ich so extrem volle Terminkalender einfach ein bisschen affig. Kleine Kita-Kinder freuen sich doch viel eher über kleine Playdates, meinetwegen auch einen festen Spaß-Termin in der Woche (zum Beispiel Kinderturnen) – und dann aber vor allem über viel Gestaltungsfreiraum. Was meint ihr?
Gute Gründe, warum weniger feste Termine besser sind
Es gibt viele Gründe, warum es sinnvoll sein kann, seinem Kind wenig feste Termine zu geben. Zum Beispiel diese hier:
- Es ermöglicht es dem Kind, seine eigenen Interessen und Bedürfnisse zu erkunden und zu entwickeln.
- Wenn der Tag nicht mit Aktivitäten und Verpflichtungen überfüllt ist, hat das Kind die Möglichkeit, selbstständig zu spielen, zu entdecken und seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Fördert nicht nur die Selbstständigkeit, sondern auch die Vorstellungskraft und Problemlösungsfähigkeiten des Kindes.
- Ein Kind mit wenig festen Terminen kann sich ausreichend erholen und zur Ruhe kommen. In einer Zeit, in der Kinder oft schon früh mit Kita, Schule, Hausaufgaben und außerschulischen Aktivitäten überlastet sind, ist es wichtig, dass sie genügend Zeit haben, um sich zu entspannen und einfach mal nichts zu tun. Dies hilft ihnen, Stress abzubauen und ihre mentale und emotionale Gesundheit zu erhalten.
- Ein weniger strukturierter Tagesablauf bietet die Möglichkeit für spontane Aktivitäten und gemeinsame Zeit als Familie. Wenn der Tag nicht bis auf die letzte Minute durchgeplant ist, können Eltern und Kinder flexibel sein und sich aufeinander einlassen. Es bleibt Raum für gemeinsame Unternehmungen, Ausflüge oder einfach nur zum Entspannen und miteinander reden.
- Diese freie Zeit ermöglicht es auch, dass Eltern auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen können.
Der gesunde Mittelweg als Lösung?!
Natürlich gibt es auch Momente, in denen feste Termine und Struktur wichtig sind. Kita, Schule, Arztbesuche oder andere Verpflichtungen müssen selbstverständlich wahrgenommen werden. Doch es geht darum, einen gesunden Mittelweg zu finden und nicht jeden Tag bis ins Detail zu planen. Kinder brauchen auch mal Ruhe sowie ihren Raum zur Entfaltung und zur Selbstbestimmung. Anders können sie nicht ihre eigenen Interessen und Talente entdecken. Und noch ein Tipp: Lasst eure Kinder mitbestimmen – und sich untereinander (spontan) verabreden. Dann müsst ihr nicht zum Organisator mutieren und das Ich-entscheide-das-selbst-Gefühl lässt eure Minis nochmal wachsen!