
Achtsamkeit ist überall: im Job, in der Freizeit, in der Teebox. Wer achtsam ist, findet auch in chaotischen, stressigen Zeiten sein Glück, so lautet das Versprechen. Und damit ist der Trend geradezu prädestiniert, um auch in der Erziehung Anwendung zu finden. Slow Parenting heißt die Devise.
Achtsamkeit gilt als der Schlüssel zu innerer Balance. Entschleunigung ist das Stichwort. Und hier setzt auch Slow Parenting an. Denn gerade Eltern empfinden das Leben oftmals als hektisch. Der Familienkalender ist übervoll, die Vereinbarkeit von Job und Kindererziehung herausfordernd. Und auch Kinder sind einem Überangebot an Beschäftigungsmöglichkeiten ausgesetzt: Spielzeug, Aktivitäten, Hobbys – das Tagesprogramm ist häufig randvoll.
Slow Parenting gilt als Gegenentwurf dazu. Das Prinzip bei diesem Erziehungsstil setzt darauf, Kindern nur so viel anzubieten, wie sie auch verarbeiten können. Heißt: Ihnen Zeit und Raum zu geben, um Erlebnisse auch wirklich zu verarbeiten. Beim Slow Parenting achten Eltern darauf, dass ihren Kindern genug Freizeit bleibt, damit sie die Welt und ihre eigenen Interessen entdecken können.
Grundprinzipien des Slow Parenting
- Achtsamkeit: Es geht darum, bewusst im Moment zu leben und die Zeit mit den Kindern zu genießen, anstatt ständig beschäftigt zu sein oder sich auf die nächsten Aktivitäten vorzubereiten.
- Weniger Struktur: Anstatt den Tag mit Terminen und Aktivitäten zu füllen, geht es beim Slow Parenting darum, Freiräume für freies Spiel und Entdeckungen zu schaffen. Kinder sollen die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wie sie ihre Zeit verbringen.
- Naturverbundenheit: Slow Parenting fördert den Kontakt zur Natur. Draußen zu spielen und die Umwelt zu erkunden wird als wichtig für die Entwicklung von Kindern angesehen.
- Familienzeit: Gemeinsame Zeit als Familie steht im Fokus. Dies kann bedeuten, dass man zusammen kocht, spielt oder einfach nur redet, ohne Ablenkungen durch Bildschirme.
- Fehlerkultur: In der Slow Parenting-Philosophie wird Fehlern und Misserfolgen Raum gegeben. Kinder lernen, dass Fehler Teil des Lernprozesses sind und dass es in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein.
- Emotionale Intelligenz: Slow Parenting fördert die Entwicklung emotionaler Intelligenz, indem Eltern ihren Kindern helfen, ihre Gefühle zu erkennen und auszudrücken.
Vorteile von Slow Parenting
- Stressreduktion: Weniger hektische Zeitpläne können zu weniger Stress für Eltern und Kinder führen.
- Bessere Bindung: Durch gemeinsame, unstrukturierte Zeit können Eltern und Kinder stärkere Bindungen aufbauen.
- Förderung von Kreativität: Freies Spiel fördert die Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten von Kindern.
- Gesunde Entwicklung: Kinder, die in einem entspannten Umfeld aufwachsen, haben oft eine bessere emotionale und soziale Entwicklung.
Langeweile akzeptieren
Unstrukturierte Spielzeit ist beim Slow Parenting essenziell: Kinder sollen Zeit zum freien Spiel haben. Klar, dass das nicht immer gleich gut funktioniert. Wenn bei Kindern an manchen Tagen die Langeweile Oberhand gewinnt, ist es dennoch wichtig, nicht sofort eine Liste voller Aktivitäten zu präsentieren.
Vielleicht müssen Eltern ein bisschen Murren aushalten, aber irgendwann fällt Kindern in der Regel doch eine interessante Beschäftigung ein. Ein kleiner Hinweis wie 'Guck mal, vielleicht gibt's ein spannendes Buch im Regal?' oder 'Wie wäre es, wenn du draußen ein eigenes Spiel erfindest?' reicht oft aus, um die Fantasie und den kindlichen Einfallsreichtum anzukurbeln.
Wenn sich Kinder frei entfalten dürfen, können sie auf die wildesten Spielideen kommen. Solche Abenteuer sind ein gutes Mittel gegen Langeweile – und es ist wichtig, sie einfach mal machen zu lassen. Die Forschung zeigt, dass solche Aktivitäten die Entwicklung der Kinder fördern und ihr Selbstvertrauen und ihre Lösungskompetenzen stärken.
So gelingt so Slow Parenting
Bei Slow Parenting gilt: Achtsamkeit und Balance sind der Schlüssel. Es geht darum, im Hier und Jetzt zu bleiben – das ist ein zentraler Punkt der Slow-Bewegung und besonders wichtig beim Slow Parenting. Es kann jedoch viel Kraft und Mühe erfordern, das Familienleben auf ein angenehmes Tempo zu bringen und es dort zu halten. Die Umstellung kann einige Zeit dauern, und es gilt: Der Weg ist das Ziel. Es geht nicht darum, von heute auf morgen alle Aktivitäten zu streichen, sondern zu einer gesunden Balance zu finden – mit ausreichend Zeit für Kreativität und zum Nichtstun.

