
Klar: Um ihren Kindern eine glückliche Kindheit und eine vielversprechende Zukunft zu ermöglichen, würden Eltern alles tun. Es ist nur natürlich, dass wir unsere Kinder beschützen wollen. Die Gefahr dabei: Oft ist die Versuchung groß, sich in so ziemlich jeden Lebensbereich des Kindes einzumischen. Egal ob ein Problem in der Schule, Streit mit einem Freund oder ein Konflikt im Sportverein – Eltern sind oft schnell zur Stelle, um einzugreifen und ihr Kind zu unterstützen.
Das Problem dabei ist, dass sie dadurch ihr Kind oft um die Möglichkeit bringen, seine eigenen Probleme zu lösen. Stichwort Helikopter-Eltern. Je älter Kinder werden, desto wichtiger ist es, dass sie lernen, mit Enttäuschungen und schwierigen Situationen umzugehen und eigene Lösungen zu finden. Es liegt auf der Hand: Wenn Eltern ständig die Kontrolle übernehmen, nehmen sie ihren Kindern wertvolle Lernmöglichkeiten in Sachen Problemlösungsfähigkeit.
Unterstützen statt Lösungen vorgeben
"Kinder müssen lernen, ihre eigenen Probleme zu lösen", erklärt Familientherapeut David Schwartz gegenüber "Psychology Today". "Ob es ein Streit mit Freunden ist oder eine Meinungsverschiedenheit mit einer Autoritätsperson – es ist oft das Beste, wenn Kinder solche Situationen selbst meistern. Eltern können dabei unterstützen, indem sie das Problem besprechen und gemeinsam mit dem Kind überlegen, wie es vorgehen könnte."
Auf diese Weise entwickeln Kinder Selbstvertrauen, denn sie lernen, mit Gefühlen wie Wut, Ärger oder Frust umzugehen. Kinder fühlen sich bestärkt, wenn sie merken, dass sie ihre Probleme selbst lösen können. Eltern, die jedoch immer gleich einspringen und jede Auseinandersetzung für ihr Kind regeln, nehmen ihm diese wichtige Erfahrung. Das kann dazu führen, dass Kinder und Jugendliche Schwierigkeiten haben, soziale Kompetenzen zu entwickeln und später im Leben mit schwierigen Situationen umzugehen.
Kindern Sicherheit geben
Natürlich gibt es Situationen, in denen Eltern eingreifen müssen. Bei Problemen wie beispielsweise Mobbing ist es absolut richtig und wichtig, dass Eltern einschreiten. Es gilt abzuwägen. Es gehört zum Leben dazu, dass Kinder manchmal traurig oder enttäuscht sind. Wenn zum Beispiel ein Freund das Lieblingsspielzeug nicht teilen möchte oder das Kind beim Fußball nicht ins Team gewählt wird, kann das zwar frustrierend sein, aber diese Situationen bieten auch die Chance, etwas Wichtiges zu lernen:
- Wie gehe ich mit Enttäuschungen um?
- Wie kann ich Konflikte mit anderen lösen und meine Wünsche äußern?
- Wie finde ich selbst eine Lösung für mein Problem?
Wenn Eltern in solchen Situationen sofort eingreifen, nehmen sie ihrem Kind die Möglichkeit, diese wichtigen Lektionen zu lernen.
Anders ist es natürlich, wenn die Sicherheit des Kindes gefährdet ist. Wenn es zum Beispiel gemobbt wird, bedroht wird oder jemand ihm auf andere Weise schaden will, müssen Eltern unbedingt einschreiten und ihr Kind schützen.
Selbstvertrauen als Schlüssel zum Erfolg
Alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder im Leben erfolgreich sind. Doch bei Erfolg geht es nicht nur darum, gute Noten zu schreiben oder später im Job die Karriereleiter zu erklimmen. "Erfolg bedeutet auch, selbstbewusst und stark zu sein und mit den Herausforderungen des Lebens umgehen zu können", so David Schwartz.
Und genau dabei können Eltern ihren Kindern helfen, indem sie sie ihre eigenen Probleme lösen lassen. Wenn Kinder lernen, mit anderen zu reden, Kompromisse zu finden und Lösungen für Konflikte zu entwickeln, dann lernen sie gleichzeitig fürs Leben. "Sie merken: 'Ich kann etwas bewirken! Ich kann meine Probleme selbst lösen!' Und das stärkt ihr Selbstwertgefühl enorm", so der Experte.
Anstatt sich sofort einzumischen, können Eltern ihr Kind unterstützen, indem sie ihm helfen, selbst eine Lösung für ein Problem zu finden. Die folgenden Fragen sind dabei hilfreich:
- "Was ist denn passiert?"
- "Wie fühlst du dich dabei?"
- "Was denkst du, könntest du tun, um den Streit zu beenden?"
So bekommt das Kind die Möglichkeit, selbst nach Lösungen zu suchen. Wenn es merkt, dass es den Streit selbst lösen konnte, ist das ein wertvolles Erfolgserlebnis, dass es darin bestärkt, sich in Zukunft anderen Herausforderungen stellen.
"Dieses Selbstvertrauen begleitet sie auf ihrem weiteren Lebensweg. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind wertvolle Eigenschaften, die Kinder entwickeln können", erklärt der Familientherapeut. "Zu wissen, dass sie die Kraft haben, mit den Situationen umzugehen, die das Leben ihnen stellt, ist eine essenzielle Fähigkeit, die sie erlernen müssen."