Pipi-Unfall

Giggle-Inkontinenz: Was hilft, wenn sich Schulkinder vor Lachen in die Hose machen

"Ich mach mir gleich vor Lachen in die Hose" – ein Ausdruck, der oft leichthin verwendet wird. Betroffene Kinder, denen genau das wirklich regelmäßig passiert, erleben jedoch einen großen Leidensdruck. Wie sich die sogenannte Giggle-Inkontinenz in den Griff bekommen lässt, verrät eine Urologin.

Erstauntes Mädchen hält sich die Hände vor den Mund© iStock/max-kegfire
Giggle-Inkontinenz ist für die betroffenen Mädchen mit großem Leidensdruck verbunden.

Die achtjährige Emma spielt mit ihren Freundinnen, die Mädchen albern herum, kichern – und plötzlich ist es passiert. Die Hose ist nass. Schon wieder. 

Die Zweitklässlerin braucht seit Jahren keine Windel mehr, geht ganz normal auf Toilette – doch dennoch kommt es bei Lachanfällen immer mal wieder zu "Unfällen". Für Emma und ihre Eltern ein großer Leidensdruck. Sie sind ratlos, wie sie der Achtjährigen helfen können.

Dabei ist das Mädchen mit diesem Problem nicht allein. Wenn sich Kinder bei Lachanfällen regelmäßig einnässen, spricht man von Giggle-Inkontinenz. Für Betroffene kann das sehr belastend sein. 

"Unterschieden werden muss, ob sich gesamte Blase entleert oder nur eine geringe Menge austritt", erklärt Urologin Nadine Wunder auf ihrem Instagram-Account. Wenn nur ein paar Tropfen kommen, liegt das Problem meist eher darin, dass die Blase zu voll war, oder es steckt eine überaktive Blase – eine sogenannte Reizblase – dahinter. Die echte Giggle-Inkontinenz, bei der die Blase beim Lachen vollständig entleert wird, ist hingegen sehr selten und betrifft meist Mädchen, die ansonsten "ganz normal" zur Toilette gehen. 

Giggle-Inkontinenz: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Die Ursachen sind nicht völlig klar. "Es wird vermutet, dass im zentralen Nervensystem eine Enthemmung stattfindet und damit das Wasserlassen vollständig freigegeben wird", erklärt die Urologin. "Eine Verwandtschaft mit der Kataplexie, dem plötzlichen Erschlaffen der Muskulatur durch starke Emotionen, als Unterform der Narkolepsie, dem plötzlichen Einschlafen, wird vermutet."

Betroffene sollten sich an den Arzt wenden, da ggf. eine medikamentöse Therapie mit Psychostimulanzen wie beispielsweise Methylphenidat Abhilfe schaffen kann. Aber auch Physio- oder Verhaltenstherapien können sinnvoll sein. Viele Mädchen haben noch kein gutes Gespür für ihren Beckenboden, und deshalb kann gezieltes Beckenbodentraining helfen, die Muskulatur besser zu kontrollieren.

Was bedeutet Giggle-Inkontinenz?

Das Wort "Giggle" stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie kichern. Unter Inkontinenz verstehen Experten die mangelnde Fähigkeit, Urin oder Stuhl zu halten und kontrolliert abzugeben. Bei der Giggle-Inkontinenz entleert sich die Blase teilweise oder vollständig bei starkem Lachen.

Die gute Nachricht: Oft verwächst sich das Problem von allein. Mit zunehmendem Alter lässt die Giggle-Inkontinenz oft nach, und spätestens in der Pubertät ist der Spuk in den meisten Fällen vorbei.  

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