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Klar, auch wir Eltern haben Lieblinge in der Bilderbuch-Sammlung unserer Kleinen. Zum Beispiel liebe ich alle Rachel Bright-Kinderbücher, die im Magellan-Verlag erschienen sind: "Die Streithörnchen", "Der Löwe in dir" oder "Trau Dich, Koalabär". Auch toll: "Die Schnecke und der Buckelwal" von Axel Scheffler oder "Die Angsthasen" von Jörg Hilbert. Und immer schmunzeln können wir bei den Büchern mit "Hase Hibiskus". Das sind Kinderbücher, die meiner Ansicht nach gute und wichtige Werte, wie Hilfsbereitschaft, Mut und Selbstbewusstsein, vermitteln. Die Liste könnte ich jetzt endlos weiterführen.
Aber leider leider gibt es auch Bücher, die ich überhaupt nicht mehr gern vorlese. Oder die ich einfach niemals in unsere Kinderzimmer einziehen lassen würde. Zum Beispiel diese:
Der Struwwelpeter
Den liest man noch? Der existiert noch? Jap! Einen Kinderbuch-Klassiker aus dem 19. Jahrhundert nennen es die einen. Absolut aus der Zeit gefallen und grob fahrlässig, es dem eigenen Kind vorzulesen, sagen die anderen. Wie ich zum Beispiel! Denn: Ich kann mich leider (!) selbst noch allzu gut an die brutalen Geschichten im "Struwwelpeter" erinnern und vor allem an die viel zu deutlichen Bilder: Da wurden dem Daumenlutscher mal eben – Schnipp-Schnapp! – die Daumen mit der großen Schere abgeschnitten. Und der Suppenkaspar verhungerte elendig, weil er seine Suppe nicht mochte. Alle Kurzgeschichten von Heinrich Hoffmann arbeiten mit dem gleichen Muster der extremen Bestrafung als Reaktion auf kindlichen Ungehorsam. Kommt jaaaa nicht auf die Idee, euch daneben zu benehmen, liebe Kinder! Das ist so weit weg von meiner Vorstellung einer positiven und liebevollen Elternschaft, dass dieses Buch allerhöchstens einen kindersicheren Platz im Museum finden sollte.
Die Häschenschule
Noch so ein "Klassiker". Mir wurde er früher auch noch vorgelesen. Und ich frage mich ernsthaft: WARUM? 1924 geschrieben, könnte man meinen, es ginge um niedliche Hasen bei ihrem Schulbesuch. Doch am Ende der Lektüre hat kein Kind mehr Lust auf Schule. Eher Angst davor! Schließlich spielt das Buch mit Erniedrigung und Bestrafung: Der kleine Max wird vom Lehrer Hase an den Ohren gezogen, weil er schlicht und einfach zu frech war. Körperliche Gewalt? Geht gar nicht! Und sollte niemals Teil eines Kinderbuches sein!
Grimms Märchen
Ich bin überhaupt kein Märchen-Fan. Ich weiß, dass viele viele Kinder (und auch Eltern) von den "Es war einmal"-Geschichten fasziniert sind. Ich finde allerdings, dass darin eine Menge rückständiger Klischees stecken (Starker Prinz rettet hübsche Prinzessin und so weiter und sofort ...). Und: Märchen sind echt fies und brutal. Für Kinder? Nicht für meine! Ja, meist ist es die böse Hexe oder die böse Stiefmutter, die Kindern einen ordentlich Schauer verpasst – weil sie zum Beispiel Hänsel und Gretel im Ofen verbrutzelt. Natalie Klüver, eine Autorin, die schon häufig für Leben & erziehen geschrieben hat, hat kürzlich eine sehr treffende Abhandlung über Aschenputtel auf Instagram veröffentlicht. Das Fazit: frauenfeindlich ohne Ende. Und ich muss ihr in vielen Punkten recht geben.
Leo Lausemaus
Nach diesen "Hammern" könnte man nun denken: Was hat sie denn gegen Leo Lausemaus? Der ist doch nun wirklich harmlos! Sicher, hier wird kein Daumen abgeschitten und kein Ohr lang gezogen, aber dennoch verkörpert Familie Lausemaus für mich ziemlich konservative Werte, die ich meinen Jungs so nicht ungefiltert weitergeben möchte. Schließlich wissen wir alle, wie prägend Kinderbücher sein können: Mama Lausemaus ist zum größten Teil Hausfrau, während Papa Lausemaus die Moneten ranschafft. Noch fast schlimmer finde ich aber die oft sehr unliebevolle Beziehung zwischen Eltern und Kind und die überstrenge Art von Mama und Papa Lausemaus. Wenn Leo nicht schön brav ist, wird er bestraft. Wenn er nicht hören will, sogar allein auf dem Spielplatz zurückgelassen. Ständig wird an der kleinen Lausemaus herumgemeckert: Iss deine Suppe, Leo! Nicht lügen, Leo! Das hast du jetzt davon, Leo! Puh! Hauptsache der Arme spurt.
Das Problem: Meine Jungs lieben Leo Lausemaus. Sind es die bunten Bilder? Die vermeintlich niedliche Mausfamilie? Ich weiß es nicht genau. Ich habe die Bücher auf jeden Fall heimlich versteckt.
Der Grüffelo
Warum ich den Grüffelo nicht mehr vorlese? Das hat einen wirklich simplen Grund: Meine Kinder haben sich vor dem großen braunen Monsterwesen gegruselt. (Die Altersempfehlung? Tatsächlich ab drei Jahren ...) Ja, die Botschaft der eigentlich so findigen kleinen Maus, die den Grüffelo überlistet, ist eigentlich toll. Aber warum soll ich meine bald dreijährigen Zwillinge und meinen Fünfjährigen kurz vor dem Schlafen gehen unnötigerweise mit irgendeinem haarigen Waldbewohner mit Klauen und fiesen Zähnen belästigen und damit vermeidbare Albträume provozieren? Eben!
Pippi Langstrumpf
Bevor jetzt alle aufschreien: Nein, ich verdamme Pippi Langstrumpf nicht gänzlich! Auch ich finde die Astrid Lindgren-Erzählungen über das freche Mädchen mit den starken Armen ziemlich cool und unterhaltsam. Und finde auch: Ein bisschen Pippi kann keinem Kind schaden. Aber unter bestimmten Vorraussetzungen, denn die Bücher sind mit Vorsicht zu genießen – zumindest die älteren Versionen. Heute werden die zum Glück nicht mehr verkauft. Doch noch vor einiger Zeit waren darin eindeutig rassistische Begriffe, wie das N-Wort oder das Z-Wort statt Roma und Sinti, zu lesen. Deshalb: Kauft die Pippi-Bücher lieber neu, statt auf dem Flohmarkt! Oder achtet ganz genau darauf, welche Zeilen ihr abends im Bett vorlest ...