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Wie bloß gelingt es Eltern, die zahllosen To-dos so zu verteilen, dass nicht am Ende alles an Mama hängenbleibt? Laura Fröhlich weiß, wie es klappen kann. Ein Gespräch darüber, wie sich der Familienalltag neu denken lässt – ohne Stress, Frust und falsch verstandenen Perfektionismus. Damit am Ende alle glücklich sind.
Frau Fröhlich, in Ihrem Buch "Familie als Team" erklären Sie, wie Eltern ihren Alltag effektiv organisieren, Aufgaben fair verteilen und dabei auch noch liebevoll miteinander umgehen. Klingt so, als bräuchten sie dafür Superkräfte …
Laura Fröhlich: Eltern bräuchten die Superkraft "Rollen-Erwartungen ignorieren". Die Erwartungshaltung von außen setzt Männer und Frauen unter Druck und fördert, dass sie unbeabsichtigt in die Mental-Load-Falle geraten. Das merken wir daran, dass Mütter Ansprechperson für alle familienorganisatorischen Themen sind, zum Beispiel eher als die Väter in die WhatsApp-Gruppen eingeladen werden, und so einen Wissensvorsprung in Sachen Alltag haben. Sie sind auch bei der Kinderärztin oder in Schule und Kita die Ansprechperson und es wird erwartet, dass sie sich, sobald sie Eltern werden, um die Ausstattung für das Baby, um gesundheitliche Themen und um die Förderung der Kinder kümmern.
Viele Väter sind deshalb automatisch nicht so bewandert im "Familien-Business" und wissen dann manchmal nicht, wann der Elternabend der Kita ist oder welche Kleidergröße das Kind aktuell hat.
Was hindert Frauen daran, die Männer mehr in die Pflicht zu nehmen?
Mütter wollen die subtile Erwartungshaltung von außen erfüllen, damit sie nicht als "Rabenmutter" gelten. Ein schreckliches, typisch deutsches Wort. Wenn Eltern das ignorieren könnten, würde es leichter fallen, die Arbeit gerechter zu teilen. Väter würden sich gleichermaßen zuständig fühlen und Mütter könnten auch mal loslassen und entspannen.
Was ist Ihr persönlicher Life Hack für einen entspannteren Familienalltag?
Auf jeden Fall das "Küchenmeeting". Einmal die Woche die Alltagsorganisation sichtbar machen und aufteilen ist ein elementarer Schritt für mehr Gleichberechtigung. Das muss nicht immer 50:50 sein, aber dieses gemeinsame Besprechen fördert den Teamgedanken. Eltern können so auch die kommende Woche gemeinsam planen. Wichtig ist dabei, miteinander zu entscheiden, was wichtig ist und was nicht. In meinem neuen Buch gibt es dazu eine konkrete Anleitung. Übrigens geht es beim Küchenmeeting auch darum, sich selbst nicht zu vergessen und genug Pausen einzuplanen, auch mal wieder eine Date-Night in den Kalender zu schreiben. Das darf auch ein gemütlicher Fernsehabend zu zweit sein.
Haben die Kinder auch ein Mitspracherecht?
Sind die Kinder alt genug, laden die Eltern sie direkt dazu ein. Kinder haben viele gute Ideen, um den Alltag zu entschleunigen, und es ist wichtig, dass sie dem Alter entsprechend mit in die Hausarbeit eingebunden werden.
Wenn Sie einer Familie mit kleinen Kindern nur einen einzigen Tipp geben dürften, welcher wäre das?
Weniger perfekt ist gut genug!
Was passiert denn, wenn Eltern zu perfektionistisch sind?
Ich würde sagen, dass eine Person, oft die Mutter, automatisch das Meiste im Alleingang macht, weil sie ja alle Aufgaben übertragen bekommt. Die Aufgabenfülle wird mehr und mehr, sie wird immer besser im Organisieren, ihre Ansprüche an sich selbst steigen stetig und sie ist gleichzeitig immer erschöpfter und wütender auf die anderen, die nicht sehen, was getan werden muss.
Wie lässt sich das vermeiden?
Aufgaben sichtbar machen, die wichtigen von den unwichtigen unterscheiden und dann klare Aufgabenpakete verteilen, am besten beim Küchenmeeting. Zum Beispiel: Während eine Person die Kinder ins Bett bringt, räumt die andere Person die Küche auf. Es gibt Aufgaben, die erledigt werden müssen, um nicht im Chaos zu versinken. Gleichzeitig ist da ein schmaler Grad, nicht mit zu hohen Ansprüchen an die Sache ranzugehen. Gerade mit kleinen Kindern ist ein gewisses Grad an Chaos normal.
Loslassen ist oft leichter gesagt als getan … Wo fängt man an?
Manchmal ist es die bessere Entscheidung, den Korb Wäsche stehen zu lassen und sich eine Runde hinzulegen. Gleichzeitig braucht es die Gewissheit, dass alle Familienmitglieder lernen zu sehen, was erledigt werden muss. Der Korb Wäsche kann gemeinsam mit den Kindern aufgeräumt werden, oder der Partner kümmert sich, ohne dass er daran erinnert werden muss.
Wie viel Unterstützung darf man von den Kindern erwarten?
Kinder sind Kinder! Sie sind in der Trotzphase oder in der Pubertät, da wird das Gehirn neu programmiert und das muss mitbedacht werden. Aber trotzdem sollten Eltern ihren Kindern Verantwortung übertragen, denn sie wachsen daran. Kleine Kindern möchten ja sowieso immer dabei sein und helfen. Lassen wir sie das tun! Das kostet erst mehr Zeit, lohnt sich aber später umso mehr. Wenn Kinder mithelfen, lernen sie zu sehen, was getan werden muss. Sie sind dann später nicht so widerwillig, die Spülmaschine auszuräumen.
Und was, wenn Eltern das bislang versäumt haben?
Es ist auch bei älteren Kindern nicht zu spät. Eltern können sie beim Küchenmeeting miteinbinden. Und machen Sie am besten ein Spiel draus: Wichtige, sich wiederholende Aufgaben auf Karten schreiben, und diese beim Küchenmeeting aufteilen. Dabei dürfen auch Vorlieben eine Rolle spielen. Wer die Karte "Blumen gießen" in der Hand hält, muss auch an die Aufgabe denken.
In meinem neuen Buch habe ich direkt ein Kartenset integriert. So wird die Aufgabe greifbarer und darf dann auch nach einer Woche wieder getauscht werden.
Welche App für Familien würde sie am liebsten erfinden, wenn Sie könnten?
Eine App, in die Aufgaben eingegeben werden können, und die dann direkt ein externer Service übernimmt. Denn eines fehlt Eltern immer: Zeit. Wenn Mütter und Väter mehr Unterstützung hätten und haushaltsnahe Dienstleistungen zu einem fairen Preis auslagern könnten, haben sie mehr Zeit für sich und ihre Kinder.


Laura Fröhlich ist Speakerin, Buchautorin und Expertin für das Konzept Mental Load. Sie studierte Deutsche Literatur und Geschichte und ist ausgebildete Redakteurin. Bekannt wurde sie durch ihren 2020 erschienen Ratgeber "Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles". Sie lebt mit Mann und ihren drei Kindern in der Nähe von Ludwigsburg.