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Es ist eine kleine Frage, die vielen Eltern immerzu im Hinterkopf sitzt: "Sollte ich nicht eigentlich ...?" Sollte ich nicht eigentlich energiegeladen und voller Vorfreude zur Abholzeit in die Kita stürmen? Sollte ich mich nicht auf den Ausflug am Wochenende freuen? Sollte ich nicht Spaß daran haben, mit meinem Kind den halben Nachmittag lang Rollenspiele zu spielen? Und was stimmt mit mir nicht, wenn ich all das als ein großes Muss empfinde und nicht als ein "Ich darf". Wenn sich Elternschaft und alles, was dazugehört, mehr wie Pflicht als Privileg anfühlt?
Eltern tun lauter große und kleine Dinge gleichzeitig. Sind ständig auf dem Sprung. Stillen, wickeln, füttern. Wäsche waschen, aufräumen, gesund kochen. Dafür erst mal einkaufen, mit quengelndem Kind im Schlepptau. Kuchen backen, Geschenke kaufen, rumfahren, irgendwo anmelden. Und dann wieder abmelden. Spielen, vorlesen, aufbauen, umbauen, abbauen. Aussortieren, neu kaufen, wieder verkaufen. Erziehen, ermahnen, beschützen, ermutigen, erklären. Konsequent sein, liebevoll sein, emotional stabil sein. Kuscheln, trösten, lieben.
All diese Dinge (und noch viel mehr) tun Eltern. Tagein, tagaus. Das ist viel. Und manchmal fühlt es sich an, als wäre zu viel. Es ist das große Paradoxon der Elternschaft. Natürlich wollen wir nichts mehr als unsere Kinder. Und dennoch scheint es manchmal so, als würde dieses Wollen regelrecht erdrückt von all dem, was wir müssen.
Die Herausforderungen moderner Eltern
Und zwischen all den To-dos und Verpflichtungen stellt sich vielen Eltern die Frage: Wo ist nur die Leichtigkeit geblieben?
"Definitiv ist es nicht so, dass Eltern heute weniger belastbar sind und Kinder 'schwieriger', stellt Elterncoach Inke Hummel klar. "Das Gesamtbild ist einfach ein herausforderndes."
Es sind eine ganze Reihe von Faktoren, die dazu führen, dass sich viele Eltern erschöpft und überlastet fühlen. Einerseits wird heutzutage erwartet, dass sie jedes Kind individuell fördern und auf seine Bedürfnisse eingehen. Das setzt Eltern ganz schön unter Druck. Hinzu kommt die erwartete ständige Erreichbarkeit im Job, das intensive Engagement in Kita oder Schule, das inzwischen quasi vorausgesetzt wird. Erschwerend hinzu kommt eine unrealistische Erwartungshaltung, mit der viele Eltern dem Thema Erziehung begegnen – sei es im Hinblick auf den Schlaf oder die emotionale Reife. So zehren schlechte Nächte und ständige Wutanfälle zusätzlich an den Nerven. Ein Gefühl der Fremdbestimmung ist oftmals die Folge.
Warum Eltern oft an sich selbst zweifeln
Viele Eltern haben hohe Ansprüche an sich selbst, und auch die bedürfnisorientierte Erziehung verlangt ihnen oftmals einiges ab. "Eltern, die bedürfnisorientiert leben möchten, sind häufig auf einem Weg des Ausprobierens, Nichtverstehens, Lernens. Teilweise ist das also missverstandene oder noch nicht ausgefeilte Bedürfnisorientierung. Und dabei passiert viel an Perfektionismus oder Überengagement, was die Belastungsgrenze berührt oder überschreitet", weiß Inke Hummel.
All dies führt letztlich oftmals dazu, dass Eltern unter einem ständigen schlechten Gewissen leiden. "In meinen Beratungen höre ich klassischerweise, dass sie sich sorgen, sie hätten zu viel oder zu wenig gemacht, die Bindung riskiert. Aber vor allem kommt das schlechte Gewissen auch aus schlechten Gedanken in überfordernden Situationen, zum Beispiel wenn Eltern denken 'Hätte ich doch nur ein Kind bekommen', 'Ich wäre gern mal vier Wochen ganz für mich allein' oder Ähnliches", erklärt die Erziehungsberaterin und Autorin. "Dabei sind diese Gedanken und Gefühle berechtigt. Sie werden ja geradezu aufgefressen und haben nicht immer sinnvolles Handwerkszeug dafür."
So finden Eltern zurück zur Leichtigkeit
Um mehr Leichtigkeit in das Familienleben zu lassen, warnt Inke Hummel vor einigen klassischen Erziehungsfallen, in die viele Eltern immer wieder tappen: "Sich auf Machtkämpfe einlassen. Die Kinder dauerhaft übermäßig zu animieren. Zu viel kontrollieren zu wollen. Kraft in ungute Lösungswege stecken. Im Pessimismus und Jammern stecken bleiben. Oft auch mit Ängsten und Schuldgefühlen, die jeweils nicht bearbeitet werden."
Ein entscheidender Faktor, um das Leben mit Kindern wieder mehr zu genießen, ist das Thema Selbstfürsorge. Wer sich um die eigenen Bedürfnisse kümmert, wird emotional stärker. Und dafür braucht es keinen Aufenthalt im Wellness-Hotel, sondern Selbstfürsorge lässt sich auch in den Alltag mit Kindern integrieren. "Sie können lernen, aus Machtkämpfen auszusteigen, oder sich aktiver zu fühlen, anstatt immer nur im Reagieren zu verbleiben. Sie können ihr Wissen vertiefen und ihre Haltung verändern. Sie können lernen, ihr Kind und die ganze Situation anders, gelassener, konstruktiver zu sehen. Oft muss gar nicht immer so viel im Alltag und an den Kindern anders werden, sondern in den Eltern und dann auch in ihrem Blick auf die Familie und auf die Welt."
Inke Hummel ist Pädagogin, Elterncoach und Autorin und unterstützt Familien dabei, gelassener und beziehungsstärker miteinander zu leben. Sie begleitet Eltern im ersten Babyjahr, in der Kindergarten- und Grundschulzeit und in der Pubertät. In ihren Büchern und Beratungen gibt sie Impulse für einen stressfreieren Familienalltag und hilft Eltern, die Freude am Elternsein wiederzufinden.