
Es ist das ewige Dilemma: Natürlich wissen wir Eltern, dass die Medienzeit – vor allem bei kleinen Kindern – auf ein absolutes Minimum begrenzt sein sollte. Doch wenn das Kind dann doch "Bitte, bitte, bitte" noch eine Folge "Paw Patrol" schauen möchte und wir in der Zeit auch ganz wunderbar das Abendessen zubereiten könnten, dann geben die meisten eben doch hin und wieder nach – wenn auch oftmals mit Gewissensbissen. Denn: Woher wissen wir überhaupt, dass unser Kind zu lange vor dem Fernseher sitzt?
Wann es genug ist mit der Fernsehzeit
Auch wenn Kinder selten von sich aus freiwillig ihre Lieblingssendung ausschalten, gibt es doch körperliche Anzeichen, die verraten, wann die Medienzeit nun definitiv beendet werden sollte.
"Kinderkörper produzieren oft deutliche Signale, wenn die Aufmerksamkeitsspanne, zum Beispiels fürs TV, überschritten ist und diese Signale bedeuten oft, dass dem Kind ein Wechsel zu grobmotorischen Aktivitäten zu Gute käme", erklärt Kinderphysiotherapeutin Maria Appelt gegenüber Leben & erziehen.
Die Expertin weiß: "Der Kinderkörper ist nicht dafür gemacht, lange vor dem Fernseher zu sitzen." Wenn Kinder vor dem Bildschirm sitzen, ist es daher entscheidend zu erkennen, wann es Zeit ist, den Fernseher auszuschalten.
Der Kinderkörper ist klug – er sagt uns eine Menge, wenn wir nur wissen, wie wir zuhören können.
Verräterischer Bewegungsdrang
Ab einem gewissen Zeitpunkt ist es Kindern in der Regel schlicht nicht mehr möglich, still vorm Fernseher sitzen zu bleiben. Sie fangen an, auf dem Sofa herumzuzappeln und stehen vielleicht sogar auf. Da die Sendung letztlich allerdings doch zu spannend ist, schaffen sie es oftmals nicht, den Blick abzuwenden. So schauen sie immer noch auf den Bildschirm, während ihr Körper in Bewegung ist.
"Wenn ein Kind sich auf dem Sofa oder vielleicht sogar im ganzen Wohnzimmer bewegt, während es immer noch auf den Fernseher schaut, dann zeigt der Körper, dass er nicht länger still sitzen möchte", sagt Maria Appelt.
Körperliche Signale immer ernst nehmen
Spätestens jetzt sollten Eltern reagieren und die Medienzeit beenden. "Man könnte in so einer Situation versucht sein zu sagen: 'Setz dich still hin, damit du Peppa Wutz richtig anschauen kannst!' Aber der Körper deines Kindes hat mit Peppa an diesem Punkt abgeschlossen – auch wenn das von Natur aus dopaminhungrige Gehirn des Kindes Peppa immer noch toll findet", erklärt sie.
Dopamin ist ein Neurotransmitter, also ein Botenstoff im Gehirn. Man nennt Dopamin oft das "Glückshormon", und es ist für das Belohnungssystem im Gehirn zuständig. Kindersendungen wie "Peppa Wutz" sind oft extra so gestaltet, dass sie das kindliche Belohnungssystem ansprechen: Schnelle Schnitte, bunte Farben, lustige Geräusche, einfache Geschichten – all das kann die Dopaminausschüttung im Gehirn ankurbeln.
Die Physiotherapeutin empfiehlt Eltern, die Signale des Körpers immer ernst zu nehmen und spätestens bei zunehmendem Bewegungsdrang auf den Aus-Knopf zu drücken. "Lass den Körper entscheiden, damit seine Signale nicht so oft unterdrückt werden, dass er irgendwann aufhört, dir zu sagen, was er braucht", appelliert sie.