Neue Studie

Handyverbote an Schulen für Kinder: Was bringen sie wirklich?

Immer häufiger werden Handyverbote an Schulen eingeführt, nach Hessen überlegt auch NRW. Doch ob das etwas bringt? Eine neue Studie liefert jedenfalls überraschende Ergebnisse: Offenbar haben solche Verbote kaum einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden oder die Noten.

Schülerin mit Handy im Klassenzimmer© iStock/skynesher
Wie schädlich sind Handys in der Schule wirklich?

Immer mehr Schulen entscheiden sich für ein Handyverbot – oder schränken die Nutzung zumindest. Die Hoffnung dahinter: ein verbessertes soziales Klima und bessere Lernleistungen. Nur: Geht der Plan wirklich auf? Eine neue Studie liefert nun erstaunliche Ergebnisse …

Folgt nach Hessen auch NRW mit einem Handyverbot an Schulen?

Update 25. März 2025: Das CDU-Bildungsministerium in Hessen will laut WDR ein generelles Smartphoneverbot an Schulen ab dem kommenden Schuljahr einführen. Die Handys dürfen zwar weiterhin mit in die Schule genommen, dürfen aber erst nach Schulschluss eingeschaltet werden. Ausnahmen sollen an weiterführenden Schulen gelten, wenn die Geräte für Unterrichtsinhalte benötigt werden. 

In Nordrhein-Westfalen hatte das Schulministerium ein solches pauschales Handyverbot bisher abgelehnt. So muss bislang jede Schule eigene Regeln treffen. Doch nun ist die Diskussion darum neu entfacht. Eine Entscheidung gibt es noch nicht. Das Ministerium will die Regelung aber überarbeiten und verbindliche und altersgerechte Regeln finden.

Neue Studie zu Handyverboten an Schulen

13. Februar 2025: Eine aktuelle Studie der Universität Birmingham hat ergeben, dass Handyverbote an Schulen weder das Wohlbefinden der Schüler verbessern, noch ihre schulischen Leistungen oder die Konzentration im Unterricht steigern. 

Die Untersuchung verglich die Auswirkungen unterschiedlicher Handy-Regelungen an englischen Sekundarschulen. Dafür wurden 30 Schulen untersucht, an 20 davon waren Handys in den Pausen verboten. 

Die Studie untersuchte, inwiefern sich die unterschiedlichen Handy-Regelungen auf die psychische Gesundheit der Schüler und ihre schulischen Leistungen auswirken. Zudem wurde analysiert, wie viel Zeit die Schüler mit ihren Handys und in sozialen Medien verbringen. Insgesamt wurden 1.227 Jugendliche an 30 Schulen befragt.

Kritik an Handyverboten

Es zeigte sich zwar ein Zusammenhang zwischen exzessiver Smartphone- bzw. Social-Media-Nutzung und schlechterem psychischen Wohlbefinden, schlechterer mentaler Gesundheit, Schlafproblemen, Verhaltensauffälligkeiten und Bewegungsmangel.

Allerdings war dieser Zusammenhang bei Schülern von Schulen mit Handyverbot nicht anders als bei Schülern von Schulen ohne Verbot.

Die Autoren schlussfolgern gegenüber BBC: "Es gibt keine Hinweise darauf, dass eine restriktive Handy-Politik in Schulen mit einer besseren Nutzung von Telefon und sozialen Medien oder einem besseren psychischen Wohlbefinden von Jugendlichen einhergeht."

In anderen Worten: Schülern geht es nicht besser, wenn Handys in der Schule verboten sind, und es führt auch nicht dazu, dass sie weniger Zeit am Handy oder in sozialen Medien verbringen.

Die Wissenschaftler, die die Studie durchgeführt haben, kommen zu dem Ergebnis, dass es keine stichhaltigen Gründe dafür gibt, warum Handys während der Schulzeit verboten sein sollten. Deshalb schlagen sie vor, dass die aktuellen Regeln für Handyverbote in Schulen überprüft und möglicherweise geändert werden sollten.

Studien kommen zu widersprüchliche Ergebnissen

Frühere Studien zum Thema Handyverbot an Schulen lieferten teils widersprüchliche Ergebnisse. So ergab eine Studie der London School of Economics (LSE), dass ein Handyverbot die schulischen Leistungen von Schülern ähnlich stark verbessert wie eine zusätzliche Schulwoche oder fünf zusätzliche Schultage.

Auswertungen der OECD zeigen, dass die Mehrheit der 15-Jährigen angab, in den meisten oder allen Mathematikstunden durch die Nutzung digitaler Geräte abgelenkt zu sein. Auch gaben fast zwei Drittel der Schüler an, durch die Nutzung digitaler Geräte anderer Schüler abgelenkt zu werden.

Laut einer Studie der Wohltätigkeitsorganisation Parentkind verbringen Kinder an einem durchschnittlichen Wochentag außerhalb der Schule drei Stunden und 20 Minuten vor elektronischen Geräten. Über ein Drittel der Eltern berichtet zudem, dass ihre Kinder aufgrund zu hoher Bildschirmzeit nicht ausreichend Schlaf bekommen.

Die Hauptautorin der Studie, Dr. Victoria Goodyear, erklärte, dass die Ergebnisse nicht als Argument gegen Handyverbote zu verstehen seien. Smartphone-Verbote an Schulen seien nicht generell schlecht. Denn: Nur weil ihre Studie keine positiven Auswirkungen gefunden hat, heiße das nicht, dass es nicht doch positive Auswirkungen geben kann, oder dass andere Studien nicht zu anderen Ergebnissen kommen können.

Verbote allein seien jedoch nicht ausreichend, um die möglichen negativen Folgen der Handynutzung zu bekämpfen. Entscheidend sei allerdings, die tatsächliche Nutzungsdauer zu reduzieren – auch außerhalb der Schulzeiten.

Handyverbot an deutschen Schulen – ein Überblick

  • Kein generelles Verbot: Anders als in einigen anderen Ländern gibt es in Deutschland kein flächendeckendes Handyverbot an Schulen.
  • Regelungen der Bundesländer: Die meisten Bundesländer haben Richtlinien, die es Schulen erlauben, die Nutzung von Handys während des Unterrichts und in den Pausen zu untersagen.
  • Schulinterne Regelungen: Viele Schulen haben individuelle Regeln in ihrer Hausordnung festgelegt, die die Nutzung von Handys einschränken oder verbieten.
  • Rechtliche Grundlagen: Die Mitnahme von Handys in die Schule kann in der Regel nicht verboten werden, da dies durch die grundgesetzlich festgeschriebene Handlungsfreiheit geschützt ist.