Kleines Mädchen spielt mit Holzbauklötzen.© iStock/danchooalex
Holzspielzeug gilt bei Eltern als Nonplusultra – nur sehen das nicht alle Kinder so.

Pädagogisch wertvoll, nachhaltig und einfach sooo viel besser als der knallbunte Plastikkram – keine Frage, Holzspielzeug gilt als der Streber unter den Spielsachen. Wer als Eltern Bauklötze, Eisenbahn, Spielfiguren und Co aus Naturmaterialien kauft, klopft sich gern mal selbst auf die Schulter. Schließlich steht Holzspielzeug in dem Ruf, sowohl die Kreativität zu fördern als auch qualitativer und besser für die Umwelt zu sein.

Die Sache scheint klar: Holz ist gut, Plastik ist schlecht. Ganz so einfach ist es allerdings nicht ...

Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte. Denn es gibt auch ein paar Argumente, die gegen Holzspielzeug sprechen. Christine Eigenbrod, Autorin und dreifache Mutter, erklärt, warum sie selbst inzwischen auf Holzspielzeug verzichtet – obwohl ihr Nachhaltigkeit grundsätzlich sehr am Herzen liegt.

Erfahrungen mit Holzspielzeug

"Ich finde wenige Themen so ideologisch besetzt wie 'pädagogisch wertvolles Holzspielzeug'. Mit perfekter Haptik, mit sanften anregenden Farben, bloß nicht zu viele Details, um die Kinder nicht in ihrer Kreativität zu hemmen", erklärt sie bei Instagram.

Unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit wird uns als Eltern vorgegaukelt, dass sich unsere Kinder mit Holzspielzeug viel besser entwickeln, als mit grässlichen, grellen Plastiksachen.

Hier läuft ihrer Meinung nach einiges falsch. "Erstens sind Holzspielsachen nicht per se nachhaltiger und schadstoffärmer – insbesondere die Farben bzw. Lacke haben es oftmals in sich – und zweitens kann das einen wahnsinnigen Druck aufbauen, wenn man sich das nicht leisten kann oder will. Und dann aus diesem Grund Schuldgefühle aufkommen. Entwickelt sich unser Kind trotzdem gut, auch wenn wir nicht sämtliche Grimms Waldorf Spielsachen kaufen können?" Sie findet: "Im Endeffekt ist auch das nichts als gelungenes Marketing."

Christine stellt klar: "Ich habe nichts gegen Holzspielsachen. Meine Kinder haben jahrelang gerne damit gespielt – vielleicht auch gezwungenermaßen, weil es bei uns kaum was anderes gab ..."

Kinder bevorzugen oft Plastik

Inzwischen weiß sie jedoch: "In Wahrheit spielen meine Kinder mit allem. Und wenn sie die Wahl haben, lieber mit den bunten, detaillierten Sachen aus Plastik, und nicht mit den pastelligen, teilweise gesichtslosen, kreativitätsfördernden Dingen. Das haben sie mir seit ihrer grenzenlosen Begeisterung für Schleich-Pferde, Paw Patrol, PJ Masks und Peppa Pig ganz eindeutig klargemacht.“

Ihr Fazit: "Natürlich spielt die Herstellung und auch das Material eine Rolle, aber am Ende ist das Spielzeug, am nachhaltigsten, welches am längsten genutzt wird."

Top-3-Gründe gegen Holzspielzeug

1. Der Preis

"Es ist ziemlich teuer", weiß Christine. Klar: Wer auf Holzspielzeug setzt, muss tiefer in die Tasche greifen – und erkauft sich somit ein reines Gewissen gleich mit.

2. Die Hygiene

Plastikspielzeug lässt sich unterm Wasserhahn abbrausen und kann notfalls sogar mit in die Waschmaschine. Bei Holzspielzeug sieht das anders aus: "Man kann es nicht besonders gut sauber machen. Hier hat mal eine Katze draufgekotzt. Wir haben es zwar einigermaßen wegbekommen und auch desinfiziert, aber besonders gern habe ich es den Kindern danach nicht mehr gegeben," verrät Christine.

3. Der Spaßfaktor

Und last, but not least: Welches Kind liebt nicht Plastikspielzeug? Am Ende geht es schließlich darum, dass die Kinder Spaß an ihren Spielsachen haben. 

Holzspielzeug: Alle Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile von Holzspielzeug:

  1. Langlebigkeit: Holzspielzeug ist in der Regel sehr robust und hält oft viele Jahre, wenn es gut gepflegt wird.
  2. Nachhaltigkeit: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, und viele Hersteller verwenden umweltfreundliche Praktiken und Materialien.
  3. Sicherheit: Hochwertiges Holzspielzeug ist oft frei von schädlichen Chemikalien und Schadstoffen, das ist bei einigen Kunststoffen nicht der Fall. Wichtig: Auf entsprechende Zertifikate und Siegel achten.
  4. Ästhetik: Holzspielzeug hat oft eine ansprechende, natürliche Optik und Haptik, die viele Kinder und Eltern anspricht.
  5. Förderung der Kreativität: Holzspielzeug regt die Fantasie und Kreativität der Kinder an, da es oft weniger vorgefertigte Spielmöglichkeiten bietet.
  6. Haptische Erfahrung: Kinder können die Textur und das Gewicht von Holz spüren, was eine wertvolle taktile Erfahrung bietet.

Nachteile von Holzspielzeug:

  1. Kosten: Oft ist Holzspielzeug teurer als vergleichbares Spielzeug aus Kunststoff.
  2. Gewicht: Holzspielzeug kann schwerer sein, was für kleinere Kinder unhandlich sein kann.
  3. Wasserempfindlichkeit: Holz kann durch Feuchtigkeit oder Wasser beschädigt werden, und es kann schwierig sein, es zu reinigen.
  4. Anfälligkeit für Beschädigungen: Obwohl Holz robust ist, kann es bei unsachgemäßer Handhabung (z. B. Stößen oder Fallenlassen) brechen oder splittern.
  5. Begrenzte Funktionalität: Einige Holzspielzeuge bieten möglicherweise nicht die gleiche Vielfalt an Funktionen oder Interaktivität wie elektronische oder Kunststoff-Spielzeuge.
  6. Farbe und Design: Einige Kinder ziehen bunte, plastische Spielzeuge vor, die oft mehr visuelle Reize bieten.
  7. Schadstoffe: Holzspielzeuge können mit chemischen Substanzen behandelt worden sein, um sie vor Schädlingen oder Fäulnis zu schützen. Diese Behandlungen können schädliche Stoffe enthalten, wie z. B. Pestizide oder Holzschutzmittel. Die Oberflächenbehandlung von Holzspielzeug erfolgt häufig mit Lacken, Farben oder Beizen, die Lösungsmittel oder Schwermetalle wie Blei oder Cadmium enthalten können. In der Herstellung von Holzspielzeug können Klebstoffe verwendet werden, die Formaldehyd oder andere schädliche Chemikalien enthalten. 

Worauf sollten Eltern beim Kauf von Holz- und Plastikspielzeug achten?

Holzspielzeug

Beim Kauf von Holzspielzeug gibt es einige wichtige Punkte zu beachten, um sicherzustellen, dass das Spielzeug von hoher Qualität und sicher für Kinder ist. Zunächst einmal ist es wichtig, auf die verwendeten Materialien zu achten. Das Holz sollte aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen und frei von schädlichen Chemikalien sein. Zertifizierungen wie das FSC-Siegel können hierbei eine Orientierung bieten. Zudem sollte das Spielzeug gut verarbeitet sein, ohne scharfe Kanten oder lose Teile. Eine stabile Konstruktion und eine sichere Befestigung der einzelnen Elemente sind ebenfalls wichtig. Zusätzlich ist es ratsam, auf Altersempfehlungen zu achten, um sicherzustellen, dass das Spielzeug den Entwicklungsbedürfnissen des Kindes entspricht.

Plastikspielzeug

Wer beim Kauf von Plastikspielwaren auf das CE-Kennzeichen und das GS-Zeichen achtet, ist schon mal auf der sicheren Seite. Ein Blick auf die Verpackung kann ebenfalls hilfreich sein, um Informationen über mögliche Schadstoffe oder Allergene zu erhalten. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, Spielzeug aus hochwertigem Kunststoff zu wählen, der frei von Weichmachern wie beispielsweise BPA ist. Durch diese Vorsichtsmaßnahmen kann man sicherstellen, dass das Plastikspielzeug sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt unbedenklich ist.