Kinderschlaf

Der beste Rat, damit Kinder zu guten Schläfern werden: Nichtstun

Und plötzlich dreht sich alles um den Schlaf: Der Babyschlaf wird schnell zum alles bestimmenden Faktor im Familienalltag. Warum es jedoch oftmals das Sinnvollste ist, einfach gar nicht einzugreifen ...

Baby und Mutter schlafen zusammen im Bett.© iStock/GeorgeRudy
Babys schlafen am besten, wenn Eltern ihren natürlichen Rhythmus akzeptieren.

Es gibt diese eine Phase – und meist können Eltern später gar nicht mehr so genau sagen können, wann sie eigentlich angefangen hat –, in der sich plötzlich alles nur noch um das Thema Schlaf dreht. 

Am Anfang ratzen die Babys einfach überall und ständig, doch mit der Zeit schleift sich ein Rhythmus ein. Erst zwei Tagesschläfchen, dann nur noch eins. Und plötzlich wird das Thema Schlaf zu höherer Mathematik. Alle Aktivitäten werden rund um die Naps geplant, und wehe, das Kind schläft nicht rechtzeitig am Mittag ein. Oder schläft zu lange. Oder hält am Nachmittag noch mal ein außerplanmäßiges Nickerchen. Jede Abweichung vom Plan kann Eltern an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen. Denn wenn das Kind nicht wie sonst schläft, bedeutet das in erster Linie: Alle Pläne für den Tag sind für die Katz. Und die Einschlafbegleitung am Abend dauert voraussichtlich eine Ewigkeit …

Wenn die Schlafroutine zum Zwang wird

Eine feste Schlafroutine bietet Eltern einen festen Fahrplan, an dem sie sich orientieren können. Im Leben mit Baby oder Kleinkind, in dem sich ohnehin ständig alles ändert und wenig planbar ist, kann das eine enorme Hilfe sein. Aber: Die ständigen Gedanken an das nächste Schläfchen können auch zu einem enormen Stress werden und das ganze Leben bestimmen – weit über das erste Babyjahr hinaus. Im Grunde genommen bis zu dem Zeitpunkt, an dem Kinder keinen Mittagsschlaf mehr brauchen. Und das kann dauern ...

Der Druck, um jeden Preis die Schlafenszeiten einzuhalten, kann seltsame Blüten treiben: Babys werden geweckt, damit sie mittags nicht zu lange schlafen, werden ewig in den Schlaf geschuckelt, auch wenn sie noch gar keine Müdigkeitsanzeichen zeigen, oder der Schlaf wird in speziellen Apps getrackt und minutiös protokolliert ...

Doch führt der ständige Blick auf die Uhr letztlich nicht dazu, dass sich Eltern von ihrer natürlichen Intuition entfernen? Inzwischen gibt es viele Stimmen, die dafür plädieren, nicht in den Babyschlaf einzugreifen. 

Mehr Gelassenheit für besseren Schlaf

Je jünger Kinder sind, desto wichtiger ist die Funktion, die der Schlaf erfüllt. Ihn absichtlich wegzulassen, indem Eltern verhindern, dass das Kind einen Mittags- oder Nachmittagsschlaf macht, oder indem sie Kinder vorzeitig wecken, kann sich negativ auswirken. Kinder können dadurch neue Eindrücke schlechter verarbeiten, und das wiederum kann dazu führen, dass sie ihre Gefühle schlechter regulieren können. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge hat das nicht nur einen kurzfristigen Effekt, sondern kann sich sogar über Monate oder Jahre auswirken. 

Fakt ist: Die Haltung zum Thema Schlaf kann große Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Eltern haben. Wem es gelingt, in diesem Bereich zu mehr Gelassenheit zu kommen, nimmt oft eine Menge Druck aus dem Alltag. Es kann für Eltern wahrlich befreiend sein, sich in puncto Schlaf von festen Uhrzeiten zu lösen. Indem sie das Kind schlafen lassen, wenn es müde ist und die Einschlafbegleitung abbrechen, wenn sie merken, dass es eben doch noch nicht Zeit für ein Nickerchen ist. 

Denn: Auch das Stresslevel der Eltern beeinflusst den Schlaf des Kindes. Die vielen verschiedenen Meinungen und Ratschläge zum Thema Schlaf können verunsichernd wirken und dazu führen, dass Eltern immer mehr verkrampfen. Wenn das Kind nicht so schläft, wie die Eltern es gern hätten, entsteht schnell ein Teufelskreis: Sie suchen nach immer neuen Tipps für besseren Babyschlaf und sorgen so für immer mehr Stress – und dadurch wiederum verschlechtert sich das Ein- und Durchschlafen

Der beste Rat? Nichts tun!

Diese Erfahrung machte auch Sophie Kohn, Autorin und Mutter eines Sohnes, die sich in ihrer Verzweiflung angesichts des Schlafverhaltens ihres Babys an eine Schlafberaterin wandte – und schließlich feststellte, dass Nichtstun der beste Weg ist, damit ihr Kind besser schlief und sie selbst entspannter wurde. "Ich kam zu dem Schluss, dass man wegen seines Schlafs nur absolut nichts tun konnte", erzählt sie gegenüber "Today's Parents". "Mein Sohn ist jetzt 18 Monate alt, und ich schlafe immer noch neben ihm auf einer Bodenmatratze. Ich stille ihn Tag und Nacht in den Schlaf, jedes Mal, wenn er aufwacht – was jetzt normalerweise nur noch ein paar Mal pro Nacht passiert. Sein Schlaf ist immer noch unterbrochen, aber er scheint tagsüber voller Energie zu sein."

Verändert hat sich nur ihre Einstellung: "Ich habe gelernt, früher ins Bett zu gehen und wählerischer zu sein, wie viel Arbeit und soziale Kontakte ich auf mich nehme. Dies ist eine kurze Zeit in meinem Leben. Sie wird mit der Zeit vorübergehen."

Der Schlafrhythmus ändert sich in den ersten Monaten und Jahren ohnehin permanent. Daher bleibt Eltern schlicht nichts anderes übrig, als sich ständig an die neuen Schlafgewohnheiten ihres Kindes zu gewöhnen und anzupassen. Der beste Schlaftipp ist somit ironischerweise, nicht so viel auf die Ratschläge anderer zu hören ...

Quelle: mdr.de